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Umspannwerk einer Windenergieanlage (Bildquelle: injenera / PantherMedia)

SF6 und WEA

Emittieren Windenergieanlagen das klimaschädliche Gas SF6?

In den Schaltanlagen von Windenergieanlagen (WEA), die bereits in Betrieb sind, kann das Gas Schwefelhexafluorid (SF6) enthalten sein. SF6 ist mit einem Treibhauspotential von 22.800 CO2-Äquivalenten das stärkste bekannte Treibhausgas. Es befindet sich in den Schaltanlagen in einem abgeschlossenen System. Geringe Mengen – bei einer Mittelspannungsanlage pro Jahr rund 0,1 Prozent der verwendeten SF6-Menge – können dennoch in die Atmosphäre gelangen.

Die Verwendungs- und Entsorgungsmengen, wie auch die beim Betrieb und der Entsorgung entstehenden Emissionen von SF6 aus Schaltanlagen, werden von den Verbänden, also von Herstellern und Betreibern, an das Umweltbundesamt (UBA) gemeldet. „Bei vielen Anlagen, die jetzt installiert sind, gab es technisch keine Alternative zu SF6“, sagt Dr. Cornelia Elsner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des UBA mit Schwerpunkt SF6. SF6 wurde in den Schaltanlagen zum Kühlen, Löschen und Isolieren eingesetzt, da SF6-Anlagen sehr kompakt gebaut werden können. Elsner betont aber: „Diese Situation hat sich grundlegend geändert.“ Mittlerweile würden Hersteller für alle Spannungsbereiche, auch für WEA an Land, SF6-freie Anlagen anbieten.

SF6 steckt aber nicht nur in den Schaltanlagen früher verbauter WEA, sondern in vielen anderen installierten Mittelspannungsschaltanlagen – im Prinzip überall dort, wo Strom verteilt wird. In der öffentlichen Beschaffung muss seit Inkrafttreten der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen (AVV Klima)“, am 15. September 2021 veröffentlicht vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, geprüft werden, ob Alternativen zu SF6 in Mittelspannungsanlagen einsetzbar sind. Darüber hinaus setzt sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene für den Einsatz von Alternativen zu SF6 ein. Im Revisionsprozess zur Verordnung (EU) 517/2014 wird intensiv über einen Ausstieg aus SF6 in Schaltanlagen in allen Spannungsebenen diskutiert. Dr. Cornelia Elsner ist zuversichtlich, dass „die Auflage, Alternativen zu verwenden und damit letztlich ein Verbot für Schaltanlagen mit SF6 für Europa kommen wird“. In wie vielen Schaltanlagen bereits existierender Windenergieanlagen SF6 enthalten ist, ist in Deutschland nicht offiziell dokumentiert.

Als Treibhausgase werden Gase in der Atmosphäre bezeichnet, die einen Einfluss auf die Energiebilanz der Erde haben. Treibhauswirksame Gase sind Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (Distickstoffmonoxid N2O), teilhalogenierte und vollständig halogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW/FKW) sowie Schwefelhexafluorid (SF6). CO2-Emissionen machen in Bayern fast 85 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Sie bewirken den sogenannten Treibhauseffekt.
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt.

Treibhausgase halten einen großen Teil der Wärmestrahlung, die von der Erde abgegeben wird, zurück. Dieser natürliche Treibhauseffekt sorgt für lebensfreundliche Temperaturen auf der Erde. Seit Beginn des Industriezeitalters nimmt die Konzentration der Treibhausgase zu, vor allem von Kohlendioxid. Dieser vom Menschen verursachte (anthropogene) Treibhauseffekt gilt als Hauptursache des Klimawandels.
Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt.