
Daten und Fakten
Im Süden Bayerns gibt es große Gebiete, in denen die Nutzung von Erdwärme zur Strom- und Wärmeerzeugung möglich ist.
Bisher hat tiefe Geothermie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieträgern noch einen relativ geringen Anteil an der bayerischen Energieversorgung – es werden jedoch immer mehr Projekte geplant und realisiert.
Tiefe Geothermie im Vergleich


Im Jahr 2020 hatte die tiefe Geothermie einen Anteil von 0,2 % an der Bruttostromerzeugung in Bayern, wobei rund 162 Mio. kWh Strom erzeugt wurden (EEG-Meldungen). Zur Wärmeerzeugung trug die tiefe Geothermie rund 0,5 % bei, mit 1.028 Mio. kWh (Wärmebereitstellung - Schätzung).
ZAHLEN 2020
Beitrag der tiefen Geothermie zur Energieversorgung in Bayern | Energie aus tiefer Geothermie (absolut) | Anteil an allen erneuerbaren Energieträgern | Anteil an allen Energieträgern |
---|---|---|---|
Primärenergieverbrauch (Schätzung) | 724 TJ Strom 3.701 TJ Wärme | 1,2 % | 0,3 % |
Stromerzeugung (EEG-Meldungen) | 162 Mio. kWh | 0,4 % | 0,2 % |
Wärmebereitstellung (Schätzung) | 1.028 Mio. kWh | 2,2 % | 0,5 % |
Quellen: StMWi (2021): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz. Daten bis zum Jahr 2020, Netztransparenz.de (2021): EEG-Jahresabrechnungen der Übertragungsnetzbetreiber, Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
Der Primärenergieverbrauch beinhaltet die für die Wärme- und Stromerzeugung eingesetzten Energieträger in ursprünglicher Form. Da die eingesetzte Energie (Erdwärme) nicht gemessen werden kann, wird in der Statistik der Primärenergiebedarf von tiefer Geothermie mit der erzeugten Energie gleichgesetzt. 2020 wurden mittels Strom und Wärme aus tiefer Geothermie 0,3 % des Primärenergieverbrauchs Bayerns gedeckt.
In der Bruttostromerzeugung ist, im Gegensatz zur Nettostromerzeugung, der Eigenverbrauch der Kraftwerke enthalten. Eigenstromverbrauch für Tiefe-Geothermie-Anlagen fällt vor allem für die Kühlung der Anlage und für den Betrieb der Pumpen an. Da der Eigenstromverbrauch der eingesetzten Pumpen sehr unterschiedlich ist, kann keine verlässliche Größenordnung angegeben werden.
ÜBERSICHTSTABELLE – TIEFE GEOTHERMIE IN BAYERN UND DEUTSCHLAND
Tiefe Geothermie im Vergleich 2018 | Bayern | Deutschland |
---|---|---|
Anzahl Anlagen (in Betrieb) 1) | 23 | 29 |
davon: Kraft-Wärme-Anlagen 1, 3) | 6 | 7 |
Installierte elektrische Leistung 4) | 31 MWel | 38 MWel |
Versorgung von rund … Haushalten 2018 mit Strom 1, 2) | 42.800 | 51.700 |
Erzeugte Strommenge je Einwohner 1, 2) | 10 kWh | 2 kWh |
Installierte thermische Leistung 1) | 330 MWth | 350 MWth |
Versorgung von rund … Haushalten 2018 mit Wärme 1, 2) | 49.600 | 51.000 |
Erzeugte Wärmemenge je Einwohner 1, 2) | 76 kWh | 12 kWh |
1) Quelle: Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) - GeotIS 2020: Anlagen mit Hauptnutzung Fernwärme oder Stromerzeugung
2) Quelle: Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt 2020: Annahme eines durchschnittlichen Stromverbrauchs von 3.200 kWh bzw. Wärmebedarfs von 20.000 kWh pro Jahr und Haushalt
3) Definition Kraft-Wärme-Anlage: Für dieselbe Anlage liegen bei GeotIS Einträge für Installierte Leistung Wärme und Installierte Leistung Strom vor.
4) Quelle: EEG-Daten der deutschen Übertragungsnetzbetreiber (50Hertz Transmission, Amprion, Tennet TSO, TransnetBW)
- 82 % der elektrischen Leistung und sogar 94 % der thermischen Leistung ganz Deutschlands sind in Bayern installiert.
- 21 der 23 bayerischen Anlagen befinden sich in Oberbayern.
Entwicklung
Im folgenden Diagramm ist die Entwicklung der Anzahl der Anlagen seit 2009 dargestellt. Anlagen, die ausschließlich Strom erzeugen, wurden erst mit dem EEG ab 2013 wirtschaftlich attraktiv.

Insgesamt ist die Anzahl der Anlagen in Bayern seit 2009 um über 50 % gestiegen. Besonders im Wärmebereich ist seit 2010 ein stetiges Wachstum zu beobachten.

BEISPIEL-GEOTHERMIE-HEIZKRAFTWERK
Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Geothermieanlagen gibt es kein "typisches Geothermiekraftwerk". Für den Vergleich mit anderen Energieträgern finden Sie im Folgenden Daten für ein fiktives neu gebautes Geothermie-Heizkraftwerk. Diese Anlage soll der kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung dienen. Die genannten Daten sind Richtwerte und können nicht die fachliche Planung für ein konkretes Bauvorhaben ersetzen.
Grundsätzlich steht die Technik der tiefen Geothermie noch am Anfang der Lernkurve. Daher wird für die Zukunft von bis zu 8.000 Volllaststunden und wesentlichen Kostenreduktionen ausgegangen.
Geothermie-Heizkraftwerk (Beispiel) | |
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Installierte elektrische Leistung | 5 MWel |
Strommenge (pro Jahr) | 30 Mio. kWh |
Installierte thermische Leistung | 4 MWth |
Wärmemenge (pro Jahr) | 15 Mio. kWh |
Bohrtiefe | 4.000 m |
Temperatur Thermalwasser | 130 °C |
Investitionskosten | 30 Mio. € |
Verteilung der Investitionskosten1) • Bohrkosten • Kraftwerk • Planung | Von 100 % • 47 – 68 % • 27 – 45 % • 3 – 10 % |
Stromgestehungskosten2) | Aktuell: • 0,18 – 0,28 €/kWh Aus heutiger Sicht erreichbar: • 0,12 – 0,15 €/kWh |
Wärmegestehungskosten3) (ohne Wärmeverteilung) | 0,01 – 0,06 €/kWh |
Erhebliche Kosten verursachen auch die Planungen und der Bau der Fernwärmenetze, die für den Absatz der Wärme aus tiefen Geothermie-Anlagen erforderlich sind. So lagen beispielsweise 2016 die Kosten für einen Trassenmeter Fernwärmeleitung in Unterföhring bei 910 Euro4).
1) Auswertung aus fünf Geothermie-Projekten in Deutschland (2011)
2) Auswertung aus sechs Geothermie-Projekten in Deutschland (2011)
3) Je höher die Auslastung einer geothermischen Anlage ist, desto geringer sind die Wärmegestehungskosten, da keine Brennstoffkosten anfallen. Einflussfaktoren sind u.a. Fördertemperatur, Strompreis, Bohrkosten, Schüttung und Nutzungszeitraum.
4) Zuwendungsfähige Kosten GEOVOL Unterföhring GmbH (Mitteilung vom 27.10.2017).
Quellen: Agentur für Erneuerbare Energien 2016; Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung Universität Stuttgart; Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) - GeotIS 2017; VDI Nachrichten 2011; VDI Wissensforum 2006; Wirtschaftsforum Geothermie 2011; Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt 2017
Zukunft
Im Ergebnisbericht zum Bayerischen Energiegipfel 2018/2019 wurden folgende Zielvorschläge für tiefe Geothermie im Jahr 2030 festgehalten: 300 - 400 GWh Stromerzeugung pro Jahr – dies entspricht 0,5 - 0,8 % Anteil an der Stromerzeugung Bayerns – sowie 8.000 GWh Wärmebereitstellung pro Jahr. Um dies zu erreichen wird der Ausbau von Tiefengeothermie-Wärmenetzen über die KfW gefördert.