
Ausbau & Entwicklung
In Bayern erzeugen über 4.000 Biomasseanlagen Strom, Wärme und Kraftstoffe. Hinzu kommen Biomethan- und Kläranlagen sowie die Nutzung biogener Abfälle. Bioenergie ist wetterunabhängig verfügbar, kann transportiert und gespeichert werden.
Wie hoch war der Anteil der Biomasse an der Stromerzeugung oder der Wärmebereitstellung? Wie groß ist die Fläche, die dafür benötigt ist? Wird zukünftig mehr Biomasse energetisch genutzt werden? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen finden Sie auf der folgenden Seite.
Zahlen 2023
Im Jahr 2023 wurden aus Biomasse 12 % des Primärenergieverbrauchs Bayerns gedeckt. Der Primärenergieverbrauch beinhaltet die für die Wärme- und Stromerzeugung eingesetzten Energieträger in ursprünglicher Form, also noch vor jeder Umwandlung. Zahlen zu den einzelnen Sektoren finden Sie unter Wärme, Strom und Kraftstoffe.
Beitrag der Biomasse zur Energieversorgung in Bayern | Energie aus Biomasse (absolut) | Anteil an allen erneuerbaren Energieträgern | Anteil an allen Energieträgern |
---|---|---|---|
Primärenergieverbrauch (vorläufig) | 193.259 TJ | 47,1 % | 12 % |
Bruttostromerzeugung1) | 8553 Mio. kWh | 20 % | 14,1 % |
Wärmebereitstellung (vorläufig)1) | 44.626 Mio. kWh | 81,4 % | 23,5 % |
Kraftstoffbereitstellung (vorläufig)2) | 5.786 Mio. kWh | 100 % | 5 % |
Quellen: StMWi (2024): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz. Daten bis zum Jahr 2023.
LfStat (2024): Stromerzeugung und -verbrauch.
Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
1) umfasst biogene Fest- und Flüssigbrennstoffe, Bio-, Klär-, Deponiegas, biogenen Anteil des Abfalls
2) umfasst Biodiesel, Pflanzenöl, Bioethanol
Flächenbedarf
In Bayern wurden 2022 auf etwa 17 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche nachwachsende Rohstoffe zur energetischen und stofflichen Nutzung angebaut. Davon entfallen rund 92 % zur energetischen und 8 % auf die stoffliche Nutzung.
Energieholz wird in unterschiedlichen Sortimenten bereitgestellt. Kleinfeuerungsanlagen setzen überwiegend Scheitholz ein. Brennstoff für die mittleren und großen Feuerungen stammt aus Waldrestholz, Gebrauchtholz, Sägenebenprodukten, Industrierestholz und Altholz. Es handelt sich hier also zum Teil um eine mit der stofflichen Nutzung gekoppelten energetischen Nutzung oder um eine Kaskaden-Nutzung. Der Flächenbedarf der Holzerzeugung kann daher nur zum Teil der energetischen Biomassenutzung zugerechnet werden.

Entwicklung
Die Erzeugung von Bioenergie ist von 2010 bis 2023 um rund 21.578 GWh angestiegen auf knapp 59.468 GWh. Der größte Zuwachs ist bei der Wärmeerzeugung zu verzeichnen. Die Stromerzeugung aus Bioenergie hat in diesem Zeitraum nur leicht zugenommen und die erzeugte Kraftstoffmenge ist in etwa gleichgeblieben.

Zukunft
Bei den Zielen der bayerischen Agrar-, Forst- und Ernährungspolitik wird der Ausbau der energetischen und stofflichen Nutzung von Biomasse als wichtiger Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur Schonung endlicher Ressourcen, Sicherung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen, als Beitrag zur Energie- und Rohstoffwende sowie zur Bewältigung des Klimawandels genannt.
Im Monitoringbericht 2020 des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wurde festgehalten, dass bis 2025 ein etwa 14 bis 16-prozentiger Anteil an der Bruttostromerzeugung aus Bioenergie kommen soll – 2023 waren es 14,1 %.
Um den Anteil an Bioenergie zu erhöhen gibt es u. a. die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sowie das KfW-Programm „Erneuerbare Energien Standard“. Der Freistaat Bayern hat im Rahmen des Energie- und Klimapakets zum Ausbau der Heimatenergien beschlossen, die Förderung von Biomasseheizwerken als Ersatz für fossiles Erdgas und Heizöl deutlich auszuweiten. Mit dem neuen Förderprogramm „BioWärme Bayern“ werden automatisch beschickte Biomasseheizwerke ab einer Nennwärmeleistung von 60 kW und zugehörige Wärmenetze gefördert.

Wärme
Im Jahr 2023 hatte die Biomasse – in Form von fester und flüssiger Biomasse, Bio- und Klärgas sowie biogenem Abfall – einen Anteil von 23,5 % an der benötigten Wärme in Bayern (Wärmebereitstellung - Vorläufige Werte).
Wärmebereitstellung 2023
Den größten Anteil an der Wärmeerzeugung bzw. -bereitstellung aus Biomasse haben mit rund 70 % biogene Festbrennstoffe wie Holzhackschnitzel, Holzpellets und Scheitholz.
Beitrag der Biomasse zur Wärmebereitstellung in Bayern | Wärme aus Biomasse (absolut) | Anteil an allen erneuerbaren Energieträgern | Anteil an allen Energieträgern |
---|---|---|---|
Biogene Festbrennstoffe | 38.433 Mio. kWh | 70,1 % | 20,2 % |
Biogene Flüssigbrennstoffe | 521 Mio. kWh | 1,0 % | 0,3 % |
Biogas | 3.977 Mio. kWh | 7,3 % | 2,1 % |
Klärgas | 388 Mio. kWh | 0,7 % | 0,2 % |
Deponiegas | 1,3 Mio. kWh | 0,0 % | 0,0 % |
Biogener Anteil des Abfalls | 1.305 Mio. kWh | 2,4 % | 0,7 % |
Summe | 44.626 Mio. kWh | 81,4 % | 23,5 % |
Quelle: StMWi (2024): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz – Daten bis zum Jahr 2023
Wärmebereitstellung - Anlagen und Versorgung in Bayern 2023
Besonders effizient sind "Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen", die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen können.
Wärme aus Biomasse | |
---|---|
Anzahl Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK)1,2) | 3.049 |
Anzahl Anlagen nur mit Wärmeproduktion1) | 672 |
Wärmebereitstellung (Prognose)3) | 44.626 Mio. kWh |
Versorgung von ca. … Haushalten mit Wärme3,4) | 2.231.316 |
Erzeugte Wärmemenge je Einwohner3,5) | 3.322 kWh |
1) Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (2024): Energie-Atlas Bayern – Stand Dez. 2023
2) Anlagen mit gleichzeitiger Strom- und Wärmeerzeugung
3) Quelle: StMWi (2024): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz – Daten bis zum Jahr 2023
4) Annahme eines durchschnittlichen Wärmebedarfs von 20.000 kWh pro Jahr und Haushalt
5) Quelle Einwohnerzahl: LfStat (2024): Einwohnerzahl Bayern zum 31.12.2023
- Die Biomasse spielt mit einem Anteil von über 80 % an der gesamten erneuerbaren Wärmeerzeugung eine Schlüsselrolle.
- Erzeugen Biomasseanlagen gleichzeitig Strom und Wärme, sind die Anlagen am effizientesten. Häufig besteht dabei die Schwierigkeit, einen geeigneten Wärmeabnehmer mit entsprechender Anschlussleistung zu finden, der einen möglichst konstanten, das heißt ganzjährig gleichmäßig verteilten, Wärmebedarf hat. Schwimmbäder, Thermen oder auch einzelne Großbetriebe können sich dafür eignen.
- Oft speisen größere Biomasseanlagen ihre Wärme auch in Fern- oder Nahwärmenetze ein und können dann verschiedenste Wärmeabnehmer bedienen, beispielsweise Haushalte, Schulen und Rathäuser.
In unseren Biomasse-Praxisbeispielen können Sie nach weiteren vorbildlichen und innovativen Anlagen suchen. Alle Standorte von Biomasseanlagen in Bayern finden Sie außerdem bei unseren Karten(Link öffnet in einem neuen Fenster).

Strom
Im Jahr 2023 betrug der Anteil von Strom aus Biomasse 14,1 % an der Bruttostromerzeugung in Bayern.
Bruttostromerzeugung 2023
In der Bruttostromerzeugung ist - im Gegensatz zur Nettostromerzeugung - der Eigenverbrauch der Kraftwerke enthalten. Eigenstromverbrauch fällt in erster Linie beim Betrieb von Motoren für Fördereinrichtungen, Pumpen, Gebläse und Rührwerke an. Bei Biogasanlagen beträgt er beispielsweise etwa 7,6 % (Quelle: DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH: Zwischenbericht "Stromerzeugung aus Biomasse", 2014). Die Bruttostromerzeugung aus Biomasse 2023 betrug laut amtlicher Statistik 8,6 TWh (Quelle: LfStat 2024: Stromerzeugung und -verbrauch).
Stromerzeugung aus Biomasse in Bayern | Strom aus Biomasse (absolut) | Anteil am gesamten aus Biomasse erzeugten Strom |
---|---|---|
Biogene Festbrennstoffe | 1.356 Mio. kWh | 15,0 % |
Biogene Flüssigbrennstoffe | 105 Mio. kWh | 1,2 % |
Biogas | 6.592 Mio. kWh | 72,8 % |
Klärgas | 289 Mio. kWh | 3,2 % |
Deponiegas | 3 Mio. kWh | 0,04 % |
Biogener Anteil des Abfalls | 712 Mio. kWh | 7,9 % |
Summe | 9.057 Mio. kWh | 100,0 % |
Quelle: StMWi (2024): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz – Daten bis zum Jahr 2023
Stromerzeugung – Anlagen und Versorgung in Bayern
Im Jahr 2023 wurden knapp 3 Mio. Haushalte mit Strom aus Biomasse versorgt. Die erzeugte Strommenge pro Einwohner betrug ca. 708 kWh.
Strom aus Biomasse 2023 | Anzahl der Anlagen | Installierte elektr. Leistung | Stromproduktion 2023 3) |
---|---|---|---|
Biogasanlagen/ Blockheizkraftwerke gasförmiger Brennstoff | 3.189 | 1.572 MW | 6.688 Mio. kWh |
Biomasseheiz(kraft)werk1) fester Brennstoff | 938 | 237 MW | 1.054 Mio. kWh |
Pflanzenöl Blockheizkraftwerke flüssiger Brennstoff | 268 | 31 MW | 35 Mio. kWh |
Biomasseanlagen unbekannter Brennstoff | 6 | 0,3 MW | 0,6 Mio. kWh |
Summe: | 4.401 | 1.840 MW | 7.778 Mio. kWh |
davon: Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK)2) | 3.049 | 1.683 MW | 7.066 Mio. kWh |
Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt (2024): Energie-Atlas Bayern – Stand Dez. 2023; LfStat (2023): Einwohnerzahl Bayern zum 31.12.2023
1) Hierunter können auch Anlagen mit anderen Bezeichnungen, wie z.B. Holzvergaser, fallen.
2) Anlagen mit gleichzeitiger Strom- und Wärmeerzeugung
3) ohne Klärgas, Deponiegas und biogenen Anteil des Abfalls
- Biogasanlagen haben mit rund 3.200 Anlagen den größten Anteil an den Biomasseanlagen und dienen in erster Linie der Stromerzeugung. Über die Hälfte dieser Anlagen haben eine elektrische Leistung bis 500 kW installiert. Größere Anlagen ab 1 MW gibt es derzeit etwas mehr als 400.
- Unter den Biomasseheizkraftwerken, die Strom und Wärme produzieren, gibt es viele kleinere Blockheizkraftwerke (BHKW) mit maximal 500 kW installierter elektrischer Leistung. Einige gelten mit über 3 MW bereits als große Anlagen und einzelne weisen sogar Leistungen von 10 bis 20 MW auf.
Stromgestehungskosten
Biogasanlagen gibt es in verschiedenen technischen Varianten je nach Einsatzstoffen (Substraten) und Nutzungsarten. Eine "typische Biogasanlage" existiert daher nicht. Folgende Zahlen aus der Studie des Fraunhofer Instituts sind daher als Richtwerte zu betrachten und können nicht die fachliche Planung für ein konkretes Bauvorhaben ersetzen.
Die Stromgestehungskosten von Biogas betragen bei Substratkosten von 8,8 ct/kWhth zwischen 20,1 und 32,5 ct/kWh. Bei Anlagen mit fester Biomasse sind die Stromgestehungskosten zwischen 11,5 ct/kWh und 23,5 ct/kWh etwas geringer, was hauptsächlich auf die Substratkosten (2,4 ct/kWhth) zurückzuführen ist.
Sowohl bei Biomasse als auch bei Biogas wurden bei den Stromgestehungskosten die Wärmegutschriften, auch als Einnahmen aus der Wärmeerzeugung bezeichnet, abgezogen. Das bedeutet, dass die hier angegebenen Werte sich nur auf Bioenergie mit Kraft-Wärmekopplung beziehen. Anlagen ohne Wärmeauskopplung besitzen deutlich höhere Stromgestehungskosten.
Quelle: Fraunhofer ISE (2024), Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien.
Kraftstoffe
Deutschlandweit wurden in 2023 rund 6,3 % des Kraftstoffbedarfs über Biokraftstoffe gedeckt (Quelle: FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.: Kraftstoffverbrauch in Deutschland, 2023). Biodiesel bleibt mit 2,6 Mio. Tonnen der wichtigste Biokraftstoff in Deutschland. Er wird als Reinkraftstoff und vor allem über die Beimischung zu normalem Diesel genutzt. Pflanzenölkraftstoff fand ausschließlich als Reinkraftstoff in angepassten Motoren Verwendung, während Bioethanol nahezu vollständig über die Beimischung zu Ottokraftstoff vertrieben wurde. Der Bioethanolabsatz in Deutschland blieb in 2023 bei ca. 1,2 Mio. t.
Kraftstoffbereitstellung 2023
Beitrag der Biomasse zur Kraftstoffbereitstellung in Bayern | Kraftstoff aus Biomasse (absolut) | Anteil an allen Energieträgern |
---|---|---|
Biodiesel | 4.256 Mio. kWh | 3,6 % |
Pflanzenöl | 5,3 Mio. kWh | 0,0 % |
Bioethanol | 1.524 Mio. kWh | 1,3 % |
Summe | 5.786 Mio. kWh | 5,0 % |
Quelle: StMWi (2024): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz – Daten bis zum Jahr 2023
In 2023 wurden in Deutschland 51,2 Mio. Tonnen Kraftstoff verbraucht. Neben Dieselkraftstoff mit 60,5% und Ottokraftstoff mit 32,3% lag der Anteil biogener Kraftstoffe bei 6,3 Prozent - bezogen auf den Energiegehalt. (Quelle: FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.: Kraftstoffverbrauch in Deutschland, 2023)
Publikationen
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