
Abwärme – nutzen, was ohnehin da ist
Von der Bäckerei bis zur Metallindustrie – bei vielen mechanischen oder thermischen Prozessen entsteht Wärme, die in die Umgebung abgeführt wird. Diese Abwärme sollte genutzt werden. Das spart Energie und Kosten.
Erst vermeiden, dann nutzen
Auf die richtige Reihenfolge der Maßnahmen kommt es an. Im ersten Schritt sollten Betriebe prüfen, ob sich Abwärme vermeiden oder vermindern lässt. Sind dabei alle wirtschaftlichen Maßnahmen ausgereizt, so kann die betriebliche Abwärme im nächsten Schritt genutzt werden – und zwar entweder im selben Prozess, in dem sie anfällt (Wärmerückgewinnung), oder an anderer Stelle innerhalb des Betriebes. Abwärme zu reduzieren oder innerbetrieblich zu nutzen ist meist ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten. Steht darüber hinaus noch eine ausreichende Abwärmemenge zur Verfügung, kann diese über Leitungen und Wärmenetze zu einem anderen Wärmeabnehmer außerhalb des Betriebes transportiert werden.
Abwärme kann genutzt werden, zur
- Verwendung zu Heizzwecken
- als Prozesswärme (auch Vorwärmung)
- für die Raumheizung (auch als Heizungsunterstützung)
- zur Erwärmung von Brauchwasser - Erzeugung von Kälte
- für technische Zwecke ("Prozesskälte") oder zur Raumkühlung - Erzeugung von Strom
- für den Eigenbedarf oder zur Einspeisung ins öffentliche Stromnetz
Bei jeder Form der Abwärmenutzung muss die Machbarkeit im Einzelfall untersucht werden. Anhand des Temperaturniveaus, der Leistung und der Entfernung zwischen Wärmequelle und Wärmesenke (Verbraucher) sowie der zeitlichen Verfügbarkeit der Abwärme lässt sich abschätzen, ob sich die Nutzung lohnt.
Vorteile der Abwärmenutzung
- Reduzierung des Energieverbrauchs und der Schadstoffemissionen,
- geringere Betriebskosten und ggf. geringere Investitionskosten für Anlagen zur Wärmeerzeugung,
- Ausgangspunkt für Prozessoptimierungen,
- die Erhebung von Daten verbessert den Überblick über die Energieströme im Betrieb,
- Erhöhung der lokalen bzw. regionalen Wertschöpfung.

Neue Pflichten im Bereich Abwärme
Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet Unternehmen im Jahr 2024 erstmalig dazu, Informationen in Bezug auf die im Unternehmen anfallende unmittelbare Abwärme an die Bundesstelle für Energieeffizienz zu übermitteln. Weiterhin wird die Vermeidung, Reduzierung und Nutzung von Abwärme nach dem Stand der Technik verpflichtend, soweit dies möglich und zumutbar ist. Ausgenommen sind Unternehmen, die einen jährlich durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch innerhalb der letzten 3 Jahre von 2,5 Gigawattstunden oder weniger haben.
Nähere Informationen finden Sie im Gesetz und auf der Internetseite der Bundesstelle für Energieeffizienz(Link öffnet in einem neuen Fenster).
Potenzial
In der Industrie oder im Gewerbe, bei Biogasanlagen, im Abwasser oder in der Raumabluft – in vielen Bereichen kann Abwärme vermieden und genutzt werden.
Im Gebäudebereich geht selbst bei sehr gut gedämmten Gebäuden noch Wärme durch die Belüftung verloren. Auch hier wird von Abwärme gesprochen, die durch Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung hocheffizient verwertet werden kann. Bis zu 95 % dieser Wärme kann auf frische Zuluft übertragen werden. Hohe energetische Potenziale bestehen noch bei der Stromerzeugung in Biogasanlagen. Auch aus Abwässern können beachtliche Wärmemengen gewonnen werden.
Werkzeuge zur Abwärmenutzung im Betrieb
Mit unserem Abwärmerechner können Sie das Potenzial Ihres Betriebs für unterschiedliche Abwärmequellen ermitteln, z. B. für Ihre Druckluft- oder Kälteanlage.
Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei helfen, die Datenbasis im Energie-Atlas Bayern fortlaufend zu verbessern. Melden Sie Ihre Abwärmequellen, Abwärmesenken und Wärmenetze bei der Abwärmeinformationsbörse.
Leitfaden
Ausführliche Informationen finden Sie außerdem im Leitfaden "Abwärmenutzung im Betrieb". Neben einem Überblick über die wichtigsten Abwärmequellen und Nutzungsmöglichkeiten, werden dort die wichtigsten Fragen zur Anlagenkonzeption beantwortet.
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU): Leitfaden "Abwärmenutzung im Betrieb"(Link öffnet in einem neuen Fenster)
Außerbetriebliche Abwärmenutzung
Wenn die Entstehung von Abwärme unvermeidbar ist und eine betriebsinterne Nutzung nicht möglich, wird die außerbetriebliche Abwärmenutzung interessant. Dabei kann die Abwärmeinformationsbörse Anbieter und Nutzer von Abwärme zusammenbringen. Eine Win-Win-Situation für alle.
Die Abwärmeinformationsbörse für Unternehmen
- hilft, Abwärmequellen und -senken in der Umgebung zu finden,
- ermöglicht den Abgleich von Abwärmeangebot und Abwärmebedarf,
- erleichtert die Kontaktaufnahme mit potenziellen Wärmeanbietern und Wärmekunden.
Die Abwärmeinformationsbörse für Kommunen
- bietet einen Überblick über die Abwärmequellen in der Kommune,
- unterstützt Kommunen dabei, Abwärmeprojekte gezielt anzustoßen und zu fördern,
- unterstützt bei der Einbindung der Abwärmenutzung in ein kommunales CO2-Minderungskonzept oder in einen Energienutzungsplan. Nutzen Sie hierzu insbesondere auch das Mischpult "Energiemix Bayern vor Ort.
Wärmenetze in Kommunen
Sie benötigen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Umsetzung von Wärmenetzen?
Informieren Sie sich mit der Anleitung "Wärmenetze in Kommunen - In zehn Schritten zum Wärmenetz" über die Umsetzung von Wärmenetzen.
Sophena - Software zur Planung von Heizwerken und Nahwärmenetzen
Sophena hilft bei der technischen und ökonomischen Planung eines Wärmeversorgungsprojekts
Von anderen Projekten lernen

Nutzung und Technik
Abgase aus Verbrennungs- und Verfahrensprozessen mit Temperaturen von bis über 400 Grad Celsius können ebenso genutzt werden, wie die Abluft aus Büroräumen mit Temperaturen von lediglich 20 Grad.
Publikationen
- Abwärmenutzung im Betrieb - Klima schützen - Kosten senken
- Abwärmeinformationsbörse und Abwärmerechner im Energie-Atlas Bayern
- Innovative Wärmekonzepte für Kommunen - Erste Schritte bei der Umsetzung von Wärmeverbundlösungen
- So klappt´s mit dem Wärmeliefervertrag
- Leitfaden für effiziente Energienutzung in Industrie und Gewerbe