Nach sechsmonatiger Bauzeit ist das Moosacher Nahwärmenetz Ende Oktober 2018 termingerecht in Betrieb gegangen.
Mit der Kombination der Wärmegewinnung aus Holzhackschnitzel sowie einer rund 1.000 m² großen Solarthermieanlage ist es die erste innovative Nahwärmeversorgung dieser Art in Südbayern und die zweitgrößte in ganz Bayern.
Technische Details
Auf 4,8 Kilometern Länge fließt durch nahezu alle Straßen des Ortskerns bis zu 90 Grad heißes Wasser. Zunächst werden 71 Häuser der 1.500 Einwohner zählenden Gemeinde angeschlossen und ihre Heizung und Warmwasserversorgung auf 100 % erneuerbare Energieträger umgestellt. Auch der Großteil der anderen Häuser in Moosach und eventuelle Neubaugebiete könnten an das Nahwärmenetz angeschlossen werden.
Für die Wärme von über 2 Mio. kWh sorgen die 1.067 m² Solarthermie-Freiflächenanlage, drei Biomassekessel von zusammen 1450 MW und ein Pufferspeicher von 100 m³.
Während die Solaranlage vor allem die Wärmeversorgung im Sommer übernehmen soll, werden bei Spitzenverbrauchszeiten im Winter die Holzhackschnitzel-Kessel zugeschaltet.
Starke Partner bei Planung und Umsetzung
Zunächst wurde das Wärmenetz durch das Ingenieurbüro dme-consult vorausschauend geplant: über den möglichen Anschluss des Hausbestandes hinaus, kann das Netz an allen Trassenenden bei Bedarf verlängert werden und besitzt eine Kapazität für rund 120 Wärmekunden. Projektpartner bei der Umsetzung waren die Regenerative Energie Ebersberg eG (Rege eG) sowie die Fa. Naturstrom AG (NATURSTROM). Die Projektleitung beim Bau der Energiezentrale in Moosach - bestehend aus einem Heizhaus und der Freiflächensolarthermieanlage – hatte NATURSTROM inne. Seit der Fertigstellung übernimmt eine Tochtergesellschaft Pacht und Betrieb des Wärmenetzes, während die Rege eG erster Ansprechpartner für die Kunden und Interessenten vor Ort ist.
Aus der Region für die Region
Die Holzhackschnitzel kommen ausschließlich aus dem Landkreis Ebersberg oder dessen Umfeld - laut Rahmenverträgen mit den Lieferanten aus maximal 40 Kilometer Entfernung.
Überzeugende Vorteile
Ein wesentlicher Anspruch der Gemeinde ist es, die laufenden Kosten nicht höher werden zu lassen als bei einer Ölheizung. Der Anschluss an die Wärmeversorgung bringt für die Bürgerinnen und Bürger zudem weitere Vorteile mit sich:
keine Kosten mehr für Heizungserneuerung, Heizungsreparatur und Kaminkehrer- kein Kümmern um die gesetzlichen Energiebestimmungen bezüglich der Wärmeversorgung, auch bei zukünftigen Baumaßnahmen
- mehr Platz im eigenen Zuhause, da kein Heiz- und Lagerraum für Brennstoffe benötigt wird
- die regionale Wirtschaft stärken und dadurch das Geld in der Region halten
- einen Beitrag zur Energiewende vor Ort und in der Region schaffen
Den Klimawandel im Blick
Mittlerweile hat ein besonderer Anstrich das Heizhaus zum Blickfang gemacht. Die Naturstrom AG ließ sich vom britischen Klimaforscher Ed Hawkins und seinen „warming stripes“ inspirieren und hat die Jahresdurchschnittstemperaturen Bayerns von 1880 bis 2018 als Klimastrichcode auf die Außenwände des Gebäudes aufmalen lassen. Anhand der farbigen Streifen wird deutlich, dass die Häufigkeit heißer Jahre stark zugenommen hat. So wird die Dringlichkeit sichtbar, mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien der Klimaerwärmung entgegenzuwirken.