Bild
Das Bild zeigt ausschnitthaft eine Person mit I-Pad in einem Betrieb. Auf dem Bildschirm sind Diagramme zu sehen (Bildquelle: panuwat-stock.adobe.com).

Energietransparenz

„If you can’t measure it, you can’t improve it“ lautet ein Management-Leitsatz. Um die Energieeffizienz zu verbessern, ist das Messen und Bewerten der Energieverbräuche das A und O.

Informationen über den eigenen Energieverbrauch erhält jedes Unternehmen mindestens einmal jährlich mit der Abrechnung vom Energieversorger oder durch die Zähler an den Leitungen. Um Energietransparenz zu erreichen, müssen aber Fragen beantwortet werden wie: Welche Tätigkeiten und Anlagen benötigen am meisten Energie? Gibt es Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch?
Die bessere Kenntnis des eigenen Betriebs und der Effizienz einzelner Anlagen ermöglicht Ihnen diverse Optimierungsmöglichkeiten (z. B. bei typgleichen Anlagen, der Auswahl bei Neubeschaffungen sowie bei Betriebsabläufen). Sie können Ansatzpunkte zur Effizienzsteigerung identifizieren, priorisieren und mit besonders vielversprechenden Maßnahmen starten.

Energiecontrolling

Energietransparenz ist das Ergebnis eines gut organisierten und konsequent betriebenen Energiecontrollings mit den folgenden Elementen:

  • systematische Messung,
  • Datenaufbereitung und Verbraucherzuordnung,
  • sinnvolle Kennzahlenbildung,
  • grafische Darstellung sowie
  • kontinuierliche Überprüfung.

So geht`s

Gehen Sie daher bei der Herstellung der Energietransparenz entgegen des Energieflusses vor, betrachten Sie also zuerst und besonders intensiv die Verwendung, dann die Verteilung und dann die Bereitstellung. So gehen Sie auch sicher, erst den Energiebedarf zu senken, dann das Verteilsystem auf den neuen niedrigeren Energiefluss auszulegen und dann die Bereitstellung zu optimieren, z. B. mit erneuerbaren Energien. Sie wenden damit den Energie-3-Sprung an.

Der erste Schritt ist eine Referenz zu bilden, die sogenannte energetische Ausgangsbasis (energy baseline). Sie bezieht sich auf einen festgelegten Zeitraum, kann normiert sein, z. B. auf die Produktionsmenge, und sie bildet die Voraussetzung für spätere Vergleiche bei Änderungen.

Für die Bestimmung der energetischen Ausgangsbasis müssen zuerst alle Faktoren ermittelt werden, die einen wesentlichen Einfluss auf den Energieverbrauch haben. Dazu zählen u. a. Anlagen, Prozesse und das Personal sowie ggf. variable Einflüsse, wie etwa die Außentemperatur. Hier müssen nicht alle Anlagen und Prozesse miteinbezogen werden, es sollten aber die Hauptverbraucher und die Prozesse mit dem größten Verbrauch oder Einfluss auf den Verbrauch betrachtet werden. Diese sind in der Regel bekannt oder können leicht in Erfahrung gebracht werden, z. B. durch Nachmessen. Bilden Sie hier Verbrauchskennzahlen für spätere Vergleiche.

Nehmen Sie zunächst vorhandene Verbrauchsdaten auf (z. B. von Verbrauchszählern und internen Messeinrichtungen in Anlagen). Beginnen Sie bei den Hauptverbrauchern der relevanten Medien (Strom, Gas, Druckluft) und bauen Sie die Datengrundlage sukzessive aus. Der Vergleich mit dem Gesamtverbrauch am Hauptzähler zeigt Ihnen, wie gut Sie Ihren Verbrauch auf Verbraucherebene (prozentual) bereits abdecken. Bedenken Sie bei der Planung des Messsystems stets dessen Erweiterbarkeit.

Hilfreiche Informationen zur manuellen oder automatischen Datenaufnahme haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Energie-Atlas Bayern:
Messdaten aufnehmen und auswerten

Energieleistungskennzahlen (EnPI – Energy Performance Indicator) helfen, Verbräuche zu interpretieren und Vergleiche zu ziehen. Dabei handelt es sich um einen quantitativen Wert für die energiebezogene Leistung, den Sie selbst definieren, z. B. Energieverbrauch pro Output in MWh/t. Bilden und betrachten Sie die EnPI kontinuierlich. Im Rahmen von zertifizierten Energiemanagementsystemen ist es Pflicht, sinnvolle EnPI zu bilden.

Weitere Informationen zu Energieleistungskennzahlen haben wir hier für Sie zusammengestellt:

Energie-Atlas Bayern:
Messdaten aufnehmen und auswerten

Bei sehr einfachen Verbrauchsstrukturen genügt ein klassisches Tabellenkalkulationsprogramm zur Datenhaltung und Auswertung. Bei komplexen Strukturen und für nützliche Detailauswertungen wird eine Energiemonitoring-Software oder eine entsprechende Erweiterung (Add-on) für eine bestehende Software benötigt. Die Vorteile sind, je nach Software:

  • Hochaufgelöste Aufnahme von Messwerten und Echtzeitanzeige
  • schnelle Darstellung, z. B. Lastgänge
  • Plausibilitätsprüfung bei händischer Dateneingabe
  • Datenmanagement (z. B. Datenhaltung und Archivierung)
  • Einbinden von Produktionsdaten und weiteren Daten (z. B. Witterung)
  • Automatische Verknüpfung von Datensätzen und Interpretation
  • Bildung von Energieleistungskennzahlen (EnPI)
  • Grenzwertüberwachung und Benachrichtigung bei Abweichungen
  • Einsatz von Mustererkennung und künstlicher Intelligenz, z. B. Früherkennung von Produktionsfehlern, automat. Diagnosen und Auslösen von Instandsetzungsaufträgen
  • Erleichtertes Berichtswesen, z. B. für Zertifizierungen

Modellbildung und Simulation

Wenn Sie die Schritte zuvor durchgeführt haben, so haben Sie einen hohen Grad an Energietransparenz erreicht. Sie wissen, an welchen Stellen Energie eingesetzt wird, kennen einige Einflussfaktoren und konnten Energieeffizienzmaßnahmen erkennen, umsetzen und den Erfolg gut nachvollziehen und bewerten. Durch Modellbildung und Simulation können Sie allerdings noch mehr erreichen. Besonders bei komplexen Maßnahmen und Strukturen empfiehlt es sich, dieses Hilfsmittel zu nutzen. Hierdurch können Sie beispielsweise Prozesse detailliert betrachten und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen berücksichtigen.

Energie-Atlas Bayern:
Modellbildung und Simulation