Kommune als "Gestalter im Team Energiewende Bayern" ausgezeichnet

Fuchstal erzeugt erneuerbare Energie aus Photovoltaik, Windenergie und Biogas. Das ist gut für die Energiewende und für den Gemeindehaushalt.
Projektträger: Fuchstal

Beschreibung

Auslöser

Die Bürgerinnen und Bürger im Arbeitskreis Energie und die Gemeinde Fuchstal entwickeln innovative Maßnahmen für Energiewende und Klimaschutz. Im Jahr 2012 begann Fuchstal Standorte für Windenergieanlagen zu suchen. In den Ortsteilen Leeder und Asch wird ein Nahwärmenetz aufgebaut. Zusätzlich will die Gemeinde verstärkt Synergieeffekte nutzen und hat dazu im Jahr 2019 das dreijährige Projekt "Energiezukunft" ins Leben gerufen.

Durchführung

Die Gemeinde Fuchstal mit ihren knapp 4.000 Einwohnerinnen und Einwohnern erzeugt erneuerbare Energie aus Photovoltaik, Windenergie und Biogas. Stromseitig übertrifft dies den Verbrauch der Gemeinde deutlich und führt mit der erwirtschafteten Wertschöpfung dem Gemeindehaushalt etwa vier Millionen Euro jährlich zu. Davon bleiben 0,9 Millionen in der Gemeinde Fuchstal.

Bioenergie für die Wärmeversorgung
In den Ortsteilen Leeder und Asch mit ihren rund 3.300 Einwohnerinnen und Einwohnern und etwa 1.000 Haushalten werden 150 Gebäude mit Nahwärme aus Biomasse versorgt. Darüber hinaus werden in Fuchstal viele dezentrale Holzheizungen zur Wärmebereitstellung genutzt. So deckt Biomasse aus einem Biogas-BHKW, einem Holzpelletwerk und vielen dezentralen Pellet- und Hackschnitzelheizungen sowie Scheitholzkesseln 64 % des Wärmebedarfs.

Stromerzeugung weit über Stromverbrauch
Neben der Stromerzeugung aus dem Biogas-BHKW, entsteht weiterer Strom in den kommunalen Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen.
Die vier Windenergieanlagen der Bürgerwindkraft Fuchstal wurden im Jahr 2016 in Betrieb genommen. Die Standorterkundung erfolgte 2012 noch gemeinsam mit der Nachbarkommune. Dazu wurde ein Standortsicherungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten geschlossen. Die Ausweisung von Konzentrationsflächen wurde im Oktober 2014 genehmigt. Aufgrund der Ende 2014 in Kraft getretenen 10 H-Regelung wurden zunächst vier Standorte entwickelt, die den Mindestabstand zur vorhandenen Bebauung einhalten. Das besondere an unseren Windkraftanlagen ist, dass die Kommune von Anfang an alles selbst in die Hand nahm.

Im März 2023 ist der Baubeginn von drei weiteren WKA vom Typ Enercon E-160. Dazu wurde die "Bürgerwindkraft Fuchstal Gemeindewald GmbH Co. KG" mit ca. 300 Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Die Gemeinde ist finanziell beteiligt und hat zudem die Geschäftsführung inne. Die EEG Anlagen werden ab Dezember 2023 ca. 65 Mio. kWh Strom erzeugen.

Auch unsere Photovoltaik-Freiflächenanlage von 2 MW ist in kommunaler Hand. Zudem sind alle kommunalen Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Derzeit plant die Gemeinde drei weitere Windenergieanlagen sowie eine Erweiterung der Freiflächen-Photovoltaik. Wir planen, die Fläche unter den Modulen landwirtschaftlich zu nutzen.

Insgesamt erzeugt die Kommune 40 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, der Verbrauch liegt bei etwa 24 Millionen.

Energiezukunft setzt auf Sektorenkopplung
Begleitet vom bifa-Umweltinstitut und dem Ingenieurbüro Sing hat die Gemeinde im Jahr 2019 das Projekt "Energiezukunft" gestartet. Durch die vorhandenen Erneuerbare-Energien-Anlagen sollen Synergieeffekte entstehen:
- 5.000 m³ großer Wärmetopf als Pufferspeicher
- 3,35 MW-Batteriespeicher mit 5,8 MW Leistung
- Power-to-Heat-Anlage
Das Ziel ist, im Sommer die überschüssige Abwärme des Biogas-BHKWs in einen zentralen Saison-Speicher abzuführen und die Wärme in der kalten Jahreszeit als weitere Wärmequelle zu nutzen. Überschüssiger Strom aus den Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen kann in der Batterie gespeichert oder in Wärme umgewandelt werden. Der Batteriespeicher kann Regelleistung bereitstellen oder für den Betrieb von Wärmepumpen vor Ort für Gebäude genutzt werden. Das alles wird mit einem intelligenten Leitsystem aufeinander abgestimmt. Das dreijährige Projekt wird vom Bundesumweltministerium gefördert.

Auch beteiligt sich Fuchstal mit dem Projekt "HyStarter" an der Umwandlung von Strom in Wasserstoff zum Antrieb von Brennstoffzellen.

Vielfältiges weiteres Engagement
Darüber hinaus ist die Gemeinde auch Regionalstrom-Vermarkter und Betreiber von E-Ladesäulen. Mit dem kommunalen Energiemanagement werden Energiebedarf und Energiekosten der eigenen Liegenschaften gesenkt. Die Einwohnerinnen und Einwohner können Energieberatung nutzen.

Die Kommune zahlt außerdem an jeden Waldbesitzer bzw. Waldbesitzerin in der Gemeinde Fuchstal eine jährliche Zukunftsprämie wenn ein entsprechender Anteil Laubholz im Waldbestand vorhanden ist. Dazu steht ein Topf mit Geldern seitens der Gemeinde zur Verfügung.

Hinter dem umfassenden Engagement steht der Wille, die CO₂-Emissionen konsequent zu senken und mit dem Aufbau einer zukunftsfähigen Energieerzeugung aus regional verfügbaren Energieträgern die heimische Wertschöpfung zu stärken.

Zitate

  • Manchmal scheint es einfacher, in Bayern ein Atomkraftwerk als eine Windenergieanlage bauen zu wollen. (Erwin Karg, 1. Bürgermeister)

Tipps

  • Langer Atem und kompetente Partner sind von Vorteil, manchmal braucht man auch "eine Schulter zum Ausweinen".

Stolpersteine

  • Das derzeitige EEG macht für viele Erneuerbare-Energien-Projekte eine wirtschaftliche Umsetzung schwierig. So wird selbst bei Eigenversorgung 100 % EEG-Umlage fällig, wenn die räumliche Entfernung zu groß wird. Andererseits werden EE-Anlagen z.B. durch die 10 H-Regelung verstärkt in den Außenbereich gedrängt.

Auszeichnungen

  • 01/2020: Bioenergie-Kommune 2019

    verliehen von: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

  • 07/2020: Gestalter der Energiewende, erste ausgezeichnete Kommune im Team Energiewende Bayern

    verliehen von: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Beispiel gemeldet: 09/2020

zuletzt aktualisiert: 03/2023