Kostengünstige Sanierung eines Mehrfamilienhauses zum 3-Liter-Haus

Das Gebäude aus den 1930er Jahren war im Jahr 2002 das erste Mehrfamilienhaus in Deutschland, das kostengünstig mit Passivhauskomponenten saniert wurde.
Projektträger: WBG Nürnberg

Beschreibung

Auslöser

Hocheffiziente Gebäudekonzepte wurden bis dahin nur für Neubauten umgesetzt. Das Projekt war nach dem ersten Modellvorhaben der LUWOGE in Ludwigshafen das zweite Projekt dieser Art, allerdings mit dem Ziel hoher Kosteneffizienz.

Durchführung

Die wbg Nürnberg GmbH sanierte das Mehrfamilienhaus mit 895 m² Wohnfläche im Jahr 2002 zum 3-Liter-Haus. Dies ist ein Haus, das 3 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr für die Heizung benötigt. Das Energiekonzept basiert auf den Standards eines Passivhauses mit einer hochwertigen Gebäudehülle und geringen Wärmeverlusten über die Außenwand. Weitere Modernisierungen durch eine moderne Heiztechnik, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und die Nutzung erneuerbarer Energien wie Solarenergie runden die energetische Sanierung ab. Der Heizwärmebedarf kann so von 204 kWh/(m² a) auf 24 bis 26 kWh/(m² a) – also um einen Faktor von 10 – reduziert werden.

Die Sanierung umfasst zunächst Änderungen an allen wesentlichen Außenbauteilen, so dass eine umlaufend geschlossene Wärmedämmung geschaffen wird. Dabei wird die Ziegelmauer mit einem 20 cm Polystyrol-Wärmedämmverbundsystem umschlossen. Gleichzeitig werden die alten Kastenfenster durch moderne Passivhausfenster ausgetauscht. Die Kellerdecke und die oberste Geschossdecke werden mit einer großzügigen Dämmschicht versehen.

Die Bauherren setzen auf energieeffiziente Heiztechnik. So werden nicht nur fossile Brennstoffe vermieden, sondern auch Nebenkosten eingespart. Eine neue Gasbrennwerttherme im Dachgeschoss ersetzt die alten Etagenheizungen. Ein Feld mit 16 m² solarthermischen Kollektoren sammelt im Sommer Energie für die Warmwasseraufbereitung, die den Bewohnenden in einem 1.000 l Speicher zur zeitnahen Verwendung zur Verfügung steht.

Das moderne Konzept wird durch wohnungszentrale Lüftungsanlagen ergänzt, die jederzeit eine optimale Luftqualität sicherstellen. Durch die Wärmerückgewinnung können etwa 85 % der Wärme in die Wohnräume zurückgeführt werden. In diesem 3-Liter-Haus wird die Anlage im Abstellraum aufgestellt, worin sich die Wärmetauscher befinden.

Das Projekt wurde durch das Bayerische Wirtschaftsministerium gefördert und durch das Passivhaus-Institut Darmstadt (FIW München und AnBUS Fürth) begleitend wissenschaftlich erforscht.

Gebäudedaten:
beheizte Fläche: 895 m²
Baujahr: 1930 / Sanierung 2002
Baukosten (Kostengruppe 300/400 nach DIN 276 inkl. MWSt.): 503 EUR/m² Wohnfläche

Projektbeteiligte:
Bauherr: wbg Nürnberg GmbH, Glogauer Straße 70, Nürnberg
Architekt: Dr. Burkhard Schulze Darup, Berlin

Tipps

  • Rechnen Sie vor der Sanierung die Investition in unterschiedlichen Energiestandards und den eingesparten Wartungs- und Instandhaltungskosten durch. Ein erfahrener Planer kann die Sanierung zu einem hocheffizienten Gebäude mit geringen Mehrkosten durchführen.
  • Berücksichtigen Sie in der Planung, auch die Wartung möglichst einfach und eventuell ohne Zutritt zu den Wohnungen vorzusehen. Lüftungsgeräte können beispielsweise über das Treppenhaus zugänglich sein, oder in einer Gebäudezentrale untergebracht werden.

Stolpersteine

  • Eine unzureichende Planung der Gebäudetechnik kann zu teuren und überflüssigen Investitionen führen. Hier konnten Wartungsaufwand und -kosten durch die Zentralisierung der Heizung eingespart werden.

Beispiel gemeldet: 04/2018

zuletzt aktualisiert: 01/2024