Deutschlands erstes interkommunales Geothermieprojekt

Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim bei München setzen gemeinsam auf Wärme aus Tiefengeothermie.
Projektträger: AFK-Geothermie GmbH

Beschreibung

Auslöser

Die Gemeinde Aschheim erhielt am 17. Oktober 2005 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium die Erlaubnis, Erdwärme im Claim Ascaim aufzusuchen. Machbarkeitsstudien prognostizierten in etwa 2,7 Kilometern Tiefe 82 bis 85 Grad heißes Wasser.

Im April 2007 schlossen sich die drei Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, um die Aufsuchung von Erdwärme im Erlaubnisfeld "Ascaim" vorzubereiten. Im August 2007 folgte eine Fragebogenaktion an alle Haus- und Wohnungseigentümer der drei Gemeinden, ob Interesse an einem Anschluss für Geothermie besteht. Diese Umfragen ergaben, dass die Bewohner der Idee nicht nur eine hohe Akzeptanz entgegenbringen, sondern auch ein großes Interesse an eigenen Anschlüssen besteht.

Diese Entwicklungen führten im März 2008 schließlich zur notariellen Eintragung der AFK-Geothermie GmbH. Gleichberechtigte Gesellschafter sind die drei Gemeinden, Aufsichtsratsvorsitzende sind jeweils die Ersten Bürgermeister der Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim.

Durchführung

Die AFK-Geothermie GmbH ist das erste interkommunale Geothermieprojekt in Deutschland. Sie bietet den beteiligten Gemeinden den Vorteil, die zentralen Investitionskosten gemeinsam zu tragen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz sowie zur regionalen Wertschöpfung zu leisten.

Den drei Gemeinden lag von Anfang an viel daran, die Bürgerinnen und Bürger über das Geothermieprojekt aufzuklären und sie in die Planungen mit einzubeziehen. Neben Befragungen vor Baubeginn stellt die AFK-Geothermie den Bewohnenden von Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim ein Expertinnenteam zur Verfügung, das die einzelnen Haushalte individuell berät und einen Kostenvergleich zwischen aktueller Energieversorgung und der Versorgung mit regenerativer Geothermie erstellt. Neben den regelmäßigen Beratungsterminen in den Kommunen können die Bürgerinnen und Bürger auch Hausbesuche mit den Kundenberatern vereinbaren.

Die AFK-Geothermie GmbH der Gemeinden Aschheim, Feldkirchen b. M. und Kirchheim b. M. baut seit dem Jahr 2009 sukzessive ein flächendeckendes, regeneratives Fernwärmenetz in den fünf Orten Aschheim, Dornach, Feldkirchen, Kirchheim und Heimstetten aus. Dadurch werden zahlreiche Gebäude, die bisher mit fossilen Brennstoffen versorgt wurden, zukünftig mit Geothermie-Fernwärme versorgt.

In den Jahren 2009 bis 2013 wurde in fünf Bauabschnitten eine Netzinfrastruktur von rund 64 km (inkl. Transportnetz) geschaffen. Zum Jahresende 2013 betrug die Summe der Anschlussleistung bestehender Kundenverträge rund 46 MW (davon rund 5 MW Optionen). Die Wärmeerzeugung betrug im Jahr 2013 rund 64 GWh. Davon wurden 76 % mit Geothermie bereitgestellt. In 2014 wurde die Netzinfrastruktur um 4 km erweitert.
Im Jahr 2022 werden nun bereits über 65 MW-Kundenanschlussleistung (Wohn- und Gewerbegebäude, ein Einkaufzentrum sowie kommunale Gebäude) über ein Transportnetz sowie Ortsnetzen mit insgesamt ca. 90 Kilometern Trassenlänge zuverlässig mit Fernwärme versorgt. Aktuell sind ca. 1.500 Wärmeverträge geschlossen.

Mit dem von den Gemeinden gewünschten weiteren Ausbau der Fernwärmeversorgung durch die AFK-Geothermie GmbH wird sich der Leistungs- und Energiebedarf der Energiezentrale in den nächsten Jahren sukzessive erhöhen.

Zur Reduktion von Kosten und Energieverbrauch wurde eine Mittellastanlage realisiert. Hierzu wurde eine Gasleitung zur Energiezentrale verlegt und verschiedene Techniken eingesetzt, die als Brennstoff Erdgas verwenden.

Ein Gas- Blockheizkraftwerk (BHKW) liefert einen Teil des Jahresstromverbrauches. Die BHKW-Abwärme wird als Fernwärme eingesetzt.

Zur Abdeckung der Mittellast-Leistung wurde eine gasbefeuerte Absorptionswärmepumpe installiert. Die aus der Wärmepumpe gelieferte Fernwärme stammt zu rund 40 % aus dem Geothermie-Rücklauf.

Zur Erhöhung der Backupleistung (Versorgungssicherheit) wird der Spitzenlastkesselbestand im Jahr 2015 von 20 MW auf 30 MW aufgerüstet. Im Jahr 2022 wurde ein weitere Erdgasspitzenlastkessel in Betrieb genommen. Ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazität ist geplant.

Zitate

  • "Unser Ziel ist es, den Bürgern und Gewerbetreibenden eine klimaschonende und preisstabile Energieform zur Verfügung zu stellen". (ehemaliger 1. Bgm Aschheim)
  • "Ein Vorteil des interkommunalen Projektes ist, dass die Wertschöpfung hier vor Ort bleibt". (ehemaliger 1. Bgm Feldkirchen)
  • "Wenn wir als Gemeinden solche wertvollen Ressourcen vor Ort haben, sollten wir diese auch nutzen, um unabhängiger zu werden." (ehemaliger 1. Bgm Kirchheim)

Tipps

  • Hoher zeitlicher und personeller Abstimmungsbedarf zwischen den beteiligten Verwaltungen, Bürgermeistern, Gemeinderatsgremien.

Auszeichnungen

  • 12/2009: Energie-Kommune des Monats Dezember 2009

    verliehen von: Agentur für Erneuerbare Energien

Beispiel gemeldet: 07/2012

zuletzt aktualisiert: 10/2022