Für die Erdwärme Grünwald GmbH hat Versorgungssicherheit oberste Priorität. Ziel ist, regenerative Energie aus der Erde zu gewinnen und als Heizenergie dauerhaft an die Bürger, Unternehmen, Institutionen und kommunale Liegenschaften zu verteilen.
Wärmeverbund – Redundanz bei der Versorgung, Synergien für die Unternehmen
Die Leistung der geothermischen Anlage ist so hoch, dass neben der Gemeinde Grünwald weitere Abnehmer angeschlossen werden konnten. So fließt seit April 2013 im Rahmen eines Wärmeverbundes geothermische Wärme nach Unterhaching. Unterhaching und Grünwald sind Nachbargemeinden, die beide früh die Nutzung der Tiefengeothermie aufgenommen haben: Unterhaching 2007, Grünwald 2011.
Ein Ziel dabei war, sich gegenseitig geothermische Redundanz zu geben, zum Beispiel bei Wartungsarbeiten. So kann zum Beispiel bei Wartungsarbeiten die Wärmeversorgung komplett von einem der beiden Heizwerke im Verbund übernommen und das andere abgeschaltet werden. Gesagt getan: Die EWG legte eine gut fünf Kilometer lange Verbindungsleitung vom Geothermieheizwerk in Laufzorn zum Heizwerk der Geothermie Unterhaching Produktions-GmbH & Co. KG (GUHP).
Die enge Zusammenarbeit von EWG und GUHP lohnt sich für beide Unternehmen: So nutzt die EWG geothermische Energie aus Unterhaching längst auch für die Wärmeversorgung Grünwalds und die Verstromung im eigenen ORC-Kraftwerk Laufzorn. Hinzu kommen Synergien durch gemeinsames Auftreten am Markt, was sich auch betriebswirtschaftlich auszahlt.
Erfolgsmodell
Die Verbindung der beiden Fernwärmenetze und die Zusammenarbeit von EWG und GUHP ist ein Erfolgsmodell. Die Versorgungsunternehmen haben sich daher die Frage gestellt, was getan werden muss, um die Verbindung von Fernwärmenetzen flächendeckend zwischen Geothermie-Kommunen möglich zu machen.
Aus der Nische in die Fläche
Die EWG ist Mitinitiator einer Runde von Geothermie-Betreiberunternehmen in Oberbayern, die sich monatlich trifft und das Ziel verfolgt, die Geothermie aus der Nische in die Fläche zu bringen. Dazu vertreten sie gemeinsam folgende Argumente:
- Mit der Tiefengeothermie können Wärmenetze in urbanen Regionen nachhaltig dekarbonisiert werden und damit einen wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.
- Die Geothermie als Zukunftsbranche schafft Arbeitsplätze, die nicht ins Ausland verlagert werden können. Sie erzeugt zudem einen starken Impuls für den bayerischen Anlagen- und Maschinenbau. So können die Milliarden, die bisher für den Import fossiler Brennstoffe abfließen, durch die Wärmewende mittels Geothermie im Lande bleiben und Wertschöpfung vor Ort schaffen.
- Dank der geologischen Voraussetzungen im bayerischen Molassebecken setzen kommunale Unternehmen in der Region München auf eine Wärmewende mithilfe der Tiefengeothermie. So wollen die Stadtwerke München bis 2040 die Fernwärmeversorgung in München CO₂-neutral realisieren. Den wesentlichen Beitrag dazu soll die Geothermie liefern. Auch im Landkreis München haben sich zahlreiche Kommunen bereits für die Nutzung der Tiefengeothermie entschieden, weitere Gemeinden in der Metropolregion München planen, dies zu tun.
- Um die Geothermie aus der Nische in die Fläche zu bringen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Heute müssen die Geothermieunternehmen die volle EEG-Umlage auf den Eigenstromverbrauch abführen, auch bessere Förderbedingungen für den Leitungsbau sind wünschenswert.
Deutschlandweite Initiative „Wärmewende durch Geothermie“
Ende 2019 entwickelte sich die deutschlandweite Initiative „Wärmewende durch Geothermie“ mit dem gemeinsamen Ziel, das große Potenzial der Geothermie auf die wirtschafts- und energiepolitische Agenda zu heben. Start der Kommunikationskampagne war im Juli 2020. Heute gehören bereits zahlreiche kommunale und privatwirtschaftliche Geothermie-Versorgungsunternehmen aus Bayern und Baden-Württemberg sowie der Bundesverband Geothermie, der AGFW e.V., der VKU, Landesgruppe Bayern, der Bayerische Bauindustrieverband e.V., das Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG sowie diverse mittelständische Unternehmen dazu.
Die Mitglieder der Initiative gehen deutschlandweit in den Dialog mit Städten, Landkreisen und Kommunen, mit Stadtwerken, Verantwortlichen in Landes- und Bundesministerien, Wirtschaftsforschungsinstituten, Multiplikatoren der Energiebranche sowie mit Unternehmen aus Industrie und Finanzbranche.