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Ingenieur mit Windrad (Quelle: guffoto / PantherMedia)

Infraschall und Schall

Macht eine Windenergieanlage Geräusche?

Wenn es um die Geräusche von Windenergieanlagen (WEA) geht, denken viele Menschen zunächst an den sogenannten Infraschall. Infraschall ist Schall unterhalb des menschlichen Hörbereichs, also im Bereich von weniger als 20 Hertz. „Was den Infraschall betrifft, könnten Sie ein Haus direkt in den Nahbereich einer Windkraftanlage stellen. Er ist nicht nur nicht hörbar, sondern nicht wahrnehmbar für Menschen.“ Dr. Stefan Holzheu, der Mann, der das sagt, zählt zu den führenden Experten in Deutschland zum Thema Infraschall von Windenergieanlagen. Er ist Umweltwissenschaftler an der Universität Bayreuth (BayCEER) und hat mehrfach zu dem Thema geforscht und publiziert. In der Wissenschaft herrsche bereits seit einigen Jahren der Konsens, dass die Infraschallpegel von WEA deutlich unterhalb dessen lägen, was Menschen wahrnehmen könnten.

Das bestätigt auch Christian Eulitz von der Möhler und Partner Ingenieure AG in München. Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger erstellt er Gutachten im Zuge von Genehmigungsverfahren, und als neutral informierender Sachverständiger wird er zu Bürgerveranstaltungen im süddeutschen Raum eingeladen. „Ich bin Immissionsschützer“, sagt er, „ich versuche, die Welt leiser zu machen, aber natürlich im technisch sinnvollen Rahmen.“ Er stützt die Aussage von Dr. Stefan Holzheu, dass der Infraschall von Anlagen „vernachlässigbar“ sei, da er „um den Faktor 100 unter der Wahrnehmungsschwelle des Menschen liegt“. Eulitz hat dies auch gemeinsam mit Forschungspartnern in Studien, unter anderem für das Umweltbundesamt, veröffentlicht.

„Was ich persönlich nicht unproblematisch finde, ist der Hörschall von Windenergieanlagen“, betont der Immissionsschützer Eulitz. Also jene Geräusche, die Menschen ganz bewusst hören können. „Besonders im süddeutschen Raum sollte das bei der Planung und Genehmigung gut abgewogen und transparent kommuniziert werden“, rät er, „da hier – anders als in Starkwindregionen – Windgeräusche, die die Anlagengeräusche überdecken, nichts Alltägliches sind“. Die Menschheit hätte sich an viele Immissionen – also Einwirkungen von der Umwelt auf den Menschen, darunter auch Schall – gewöhnt. „Je nachdem, wo ich lebe, gehören Geräusche von außen mit dazu“, sagt Eulitz. In Großstädten sei es für viele Menschen Realität, dass sie Verkehrsgeräusche hörten, auch nachts. „In einer Region, in der der Wind eher schwach weht, werden die Menschen unter Umständen das ‘Wusch-Wusch‘ sich drehender Rotorblätter hören, obwohl sie keinen Wind wahrnehmen. Das ist zwar leiser als manche Bundesstraße, aber es ist ungewohnt, und das kann als störend empfunden werden.“ Eulitz rät deshalb dazu, im Zuge von Planungs- und Genehmigungsverfahren „nicht nur energieoptimiert, sondern auch rücksichtsvoll“ zu planen und auf regionale Besonderheiten zu achten. „Das kann auch mal bedeuten, nicht das Maximum dessen auszureizen, was die TA Lärm erlaubt.“

Die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) ist eine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, die Bürgerinnen und Bürger vor erheblicher Lärmbelästigung schützt. Eulitz weiß aus Erfahrung, dass es „gut machbar ist, Windparks in Bayern so zu planen, dass sie für die Anwohner akzeptabel sind und wirtschaftlich arbeiten.“ Immissionsschützer wie er unterstützen Bürgerinnen und Bürger und Kommunen dabei, dass Planungsprozesse in diesem Sinne gut und transparent ablaufen.

„Auch wenn ich die TA Lärm einhalte, sind Windräder hörbar“, sagt auch Stefan Holzheu. „Aber wenn wir den Klimawandel ernst nehmen, dann müssen wir etwas tun, und die Erneuerbaren sind der größte Hebel dafür. Wir brauchen die Windkraft in Bayern.“ Als Gemeinderat in seinem Heimatort im Landkreis Kulmbach, setzt er sich für den Ausbau der Windkraft ein – für einen Windpark, bei dessen Planung die Bürgerinnen und Bürger beteiligt und ihre Anliegen ernst genommen werden.