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Ein Diagramm, daneben stehen die Wörter Zahlen, Daten, Fakten. Hintergrundbild: Tiefengeothermie Kraftwerk in Island. (Quelle: Gretar Ívarsson - Nesjavellir, Island)

Daten und Fakten

Im Süden Bayerns gibt es große Gebiete, in denen die Nutzung von Erdwärme zur Strom- und Wärmeerzeugung möglich ist.

Bisher hat tiefe Geothermie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieträgern noch einen relativ geringen Anteil an der bayerischen Energieversorgung – es werden jedoch immer mehr Projekte geplant und realisiert.

Tiefe Geothermie im Vergleich

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Anteile der Energieträger an der Bruttostromerzeugung in Bayern 2022.
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Anteile der Energieträger an der Wärmebereitstellung in Bayern 2022.

Im Jahr 2022 hatte die tiefe Geothermie einen Anteil von 0,3 % an der Bruttostromerzeugung in Bayern, wobei rund 176 Mio. kWh Strom erzeugt wurden (EEG-Meldungen). Zur Wärmeerzeugung trug die tiefe Geothermie rund 0,6 % bei, mit 1.140 Mio. kWh (Wärmebereitstellung - Schätzung).

ZAHLEN 2022

Beitrag der tiefen Geothermie zur Energieversorgung in BayernEnergie aus tiefer Geothermie (absolut)Anteil an allen erneuerbaren EnergieträgernAnteil an allen Energieträgern
Primärenergieverbrauch (Schätzung)176 TJ Strom 1.136 TJ Wärme1,2 %0,3 %
Stromerzeugung (EEG-Meldungen)176 Mio. kWh0,6 %0,3 %
Wärmebereitstellung (Schätzung)1.136 Mio. kWh2,0 %0,6 %

Quellen: StMWi (2023): Energiedaten.Bayern - Schätzbilanz. Daten bis zum Jahr 2022, Netztransparenz.de (2023): EEG-Jahresabrechnungen der Übertragungsnetzbetreiber, Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Der Primärenergieverbrauch beinhaltet die für die Wärme- und Stromerzeugung eingesetzten Energieträger in ursprünglicher Form. Da die eingesetzte Energie (Erdwärme) nicht gemessen werden kann, wird in der Statistik der Primärenergiebedarf von tiefer Geothermie mit der erzeugten Energie gleichgesetzt. 2022 wurden mittels Strom und Wärme aus tiefer Geothermie 0,3 % des Primärenergieverbrauchs Bayerns gedeckt.

In der Bruttostromerzeugung ist, im Gegensatz zur Nettostromerzeugung, der Eigenverbrauch der Kraftwerke enthalten. Eigenstromverbrauch für Tiefe-Geothermie-Anlagen fällt vor allem für die Kühlung der Anlage und für den Betrieb der Pumpen an. Da der Eigenstromverbrauch der eingesetzten Pumpen sehr unterschiedlich ist, kann keine verlässliche Größenordnung angegeben werden.

ÜBERSICHTSTABELLE – TIEFE GEOTHERMIE IN BAYERN UND DEUTSCHLAND

Tiefe Geothermie im Vergleich 2021 Bayern Deutschland
Anzahl Anlagen (in Betrieb) 1) 23 29
davon: Kraft-Wärme-Anlagen 1, 3) 6 8
Installierte elektrische Leistung 1) 29 MWel 42 MWel
Versorgung von rund … Haushalten 2018 mit Strom 1, 2) 49.000 58.667
Erzeugte Strommenge je Einwohner 1, 2) 11 kWh 2 kWh
Installierte thermische Leistung 1) 332 MWth 344 MWth
Versorgung von rund … Haushalten 2018 mit Wärme 1, 2) 49.100 50.100
Erzeugte Wärmemenge je Einwohner 1, 2) 75 kWh 12 kWh

1) Quelle: Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) - GeotIS 2023: Anlagen mit Hauptnutzung Fernwärme oder Stromerzeugung
2) Quelle: Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt 2023: Annahme eines durchschnittlichen Stromverbrauchs von 3.000 kWh bzw. Wärmebedarfs von 20.000 kWh pro Jahr und Haushalt
3) Definition Kraft-Wärme-Anlage: Für dieselbe Anlage liegen bei GeotIS Einträge für Installierte Leistung Wärme und Installierte Leistung Strom vor.

  • 70 % der elektrischen Leistung und sogar 97 % der thermischen Leistung ganz Deutschlands sind in Bayern installiert.
  • 21 der 23 bayerischen Anlagen befinden sich in Oberbayern.

Entwicklung

Im folgenden Diagramm ist die Entwicklung der Anzahl der Anlagen seit 2009 dargestellt. Anlagen, die ausschließlich Strom erzeugen, wurden erst mit dem EEG ab 2013 wirtschaftlich attraktiv.

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Entwicklung der Anzahl der Tiefe-Geothermie-Anlagen 2009 - 2021

Insgesamt ist die Anzahl der Anlagen in Bayern seit 2009 um über 50 % gestiegen. Besonders im Wärmebereich ist seit 2010 ein stetiges Wachstum zu beobachten.

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Entwicklung der Strom- und Wärmeerzeugung aus tiefer Geothermie 2009 - 2021

BEISPIEL-GEOTHERMIE-HEIZWERK

Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Geothermieanlagen gibt es kein "typisches Geothermie-Heizwerk". Für den Vergleich mit anderen Energieträgern finden Sie im Folgenden Daten für ein fiktives neu gebautes Geothermie-Heizwerk. Diese Anlage soll der reinen Wärmeerzeugung dienen. Die genannten Daten sind Richtwerte und können nicht die fachliche Planung für ein konkretes Bauvorhaben ersetzen.
Grundsätzlich steht die Technik der tiefen Geothermie noch am Anfang der Lernkurve. Daher wird für die Zukunft von bis zu 8.000 Volllaststunden und wesentlichen Kostenreduktionen ausgegangen.

Geothermie-Heizwerk (Beispiel)  
Installierte thermische Leistung 25 MWth
Wärmemenge (pro Jahr) 125 Mio. kWh
Bohrtiefe 4.000 m
Temperatur Thermalwasser 130 °C
Förderrate Thermalwasser 90 l/s
Investitionskosten 45 Mio. €
Verteilung der Investitionskosten • Bohrkosten • Kraftwerk • Planung Von 100 % • 50 % • 25 % • 25 %
Betriebskosten 1,7 Mio. €/Jahr
Wärmegestehungskosten (ohne Wärmeverteilung) 37 €/MWh

Berechnungsgrundlage nach Molar-Cruz, Keim et al.: Techno-economic optimization of large-scale deep geothermal district heating systems with long-distance heat transport (2022); Annahmen: Strombezugspreis 0,3 €/kWh, Rücklauftemperatur 60 °C, Volllaststunden 5000 h, Betriebsdauer 30 Jahre, Zinssatz 5 %. Druckdifferenz 700 m.

Erhebliche Kosten verursachen auch die Planungen und der Bau der Fernwärmenetze, die für den Absatz der Wärme aus tiefen Geothermie-Anlagen erforderlich sind. So lagen beispielsweise 2016 die Kosten für einen Trassenmeter Fernwärmeleitung in Unterföhring bei 910 Euro (Zuwendungsfähige Kosten GEOVOL Unterföhring GmbH - Mitteilung vom 27.10.2017)

Zukunft

Im Bayerischen Aktionsprogramm Energie von 2019 wurde festgehalten, dass perspektivisch bis 2050 ein Viertel des bayerischen Wärmeverbrauchs im Gebäudesektor über Geothermie gedeckt werden soll. Hierfür wurde ein Masterplan Geothermie entwickelt. Neben einer weiteren Erschließung hydrothermaler Geothermie in Südbayern soll hierfür auch vertieft Forschung zur Nutzung petrothermaler Geothermie in Nordbayern betrieben werden. Neue Wärmenetze sollen zudem unterstützen, die tiefe Geothermie besser nutzen zu können.