Nahwärme für den Ortsteil Stoffenried in Ellzee

Unser Verein betreibt das Wärmenetz in Eigenregie. Die Wärme liefert eine Biogasanlage.

Beschreibung

Auslöser

Die ersten Gedanken zum Nahwärmenetz entstanden 2011 im Rahmen der Dorferneuerung. Als die beiden Hauptinitiatoren – zwei Bürger – das Interesse in ihrer Nachbarschaft abfragten, wurde schnell klar, dass das Projekt auf breite Zustimmung stieß.

Durchführung

Die Initiatoren holten Informationen über Zuschussmöglichkeiten ein und nahmen mit den Betreibern der nahegelegenen Biogasanlage Kontakt auf. Der Gedanke war, die überschüssige Wärme zu nutzen, die bei der Gasverstromung entsteht. Der Familienbetrieb erklärte sich schnell bereit, die Wärme für das Wärmenetz zur Verfügung zu stellen.

Im Vorfeld gab es mehrere Veranstaltungen zum Thema Nahwärme, bei denen offen auf allerlei Ideen eingegangen wurde. Der Verein "Renergie Kempten" und das Amt für Landwirtschaft Nördlingen waren maßgeblich an der Ideenfindung beteiligt. Um die Pläne zu realisieren, wurde die nötige Infrastruktur gesucht. Ein Initiator stellte in der Dorfmitte ein ungenutztes Gebäude zur Unterbringung der Heizzentrale und der Notheizung zur Verfügung. An diesem Ort sind die einzelnen Kreisläufe zusammengeführt – hierüber erfolgt auch die zentrale Überwachung der Heizleistung. Für die Leitung wurde ein Gestattungsvertrag mit der Gemeinde und dem Landkreis über die Benutzung öffentlicher Straßen abgeschlossen.

Zwischen Betreiber und Abnehmer wurde Anfang 2013 der "Verein zur Förderung der Nutzung regenerativer Energien Stoffenried e.V." ins Leben gerufen. Vereine haben im Dorf einen hohen Stellenwert. Viele engagierte Mitglieder sehen in dieser Rechtsform die Möglichkeit, sich selbst aktiv am Geschehen zu beteiligen. Dies spiegelte sich später in der hohen Eigenleistung beim Bau des Wärmenetzes wider. Der Verein übernimmt den Betrieb des Wärmenetzes, indem er die Wärme direkt beim Biagasbetreiber "abholt". Für die anfallenden Aufgaben in der Heizzentrale wurde eine geringfügige Beschäftigung geschaffen. Für größere Aufgaben werden zusätzlich Mitglieder in ein geringfügiges Arbeitsverhältnis gehoben. Alle administrativen Aufgaben werden von der Vorstandschaft ohne Entschädigung geleistet. Damit lässt sich der Lohnaufwand sehr gering halten. Der Energieverkauf an die Endverbraucher erfolgt zum Selbstkostenpreis, sodass keine Gewinne erwirtschaftet werden.

Die Anschlusskosten beliefen sich pro Abnehmer auf 2.500 €, wobei nur Vereinsmitglieder in den Genuss der Wärmeabnahme kommen. Im Herbst 2013 wurde der erste Probelauf der Wärmeversorgung gestartet. Das Netz beliefert 70 Gebäude zuverlässig mit Wärme. Neben Privathäusern zählen hierzu auch drei kommunale Liegenschaften – das Schullandheim, das Vereinsheim und das Feuerwehrhaus.

Die Spitzenlast wird durch einen Ölheizkessel mit 100 kW gedeckt. Dieser wird allerdings selten in Anspruch genommen, da jeder Haushalt einen Pufferspeicher (300 – 2.000 l) besitzt. Somit ist die Leistung der Biogasanlage für 95 % des Jahres ausreichend. Die Überwachung der Leistung erfolgt über eine eigens entwickelte Smartphone-App.

Zur besseren Wärmeverwertung im Sommer wird seit 2017 eine Heutrocknungs-Anlage betrieben.

Tipps

  • Die Initiative sollte von den Bürgerinnen und Bürgern ausgehen. Alle Ideen sollen ernst genommen werden.
  • Mut zur Eigenleistung und Initiative

Auszeichnungen

  • 07/2015: Umweltpreis im Bereich betrieblicher Umweltschutz

    verliehen von: Landkreis Günzburg

Beispiel gemeldet: 09/2016

zuletzt aktualisiert: 10/2022