Taten statt Worte – Energieprojekte als Chance

Mit Überzeugung und Eigeninitiative treibt unsere kleine Kommune die Energiewende im ländlichen Raum voran.
Projektträger: Gemeinde Boos

Beschreibung

Auslöser

Die Beweggründe für den Einstieg in die Energieprojekte waren für die Gemeinde Boos unter anderem die Katastrophe von Fukushima sowie die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Kommunalpolitik im Hinblick auf die Energiewende. Man hatte in Boos das Verlangen, etwas zu tun und nicht nur über die Energiewende zu sprechen.

Die kommunalen Gebäude im Ortszentrum von Boos verfügten über eine veraltete Infrastruktur und nahezu alle Heizanlagen waren sanierungsbedürftig. Vor diesem Hintergrund wurde das Thema "weitgehende Energieneutralität" vom Gemeinderat aufgegriffen. Der zentrale Ausgangspunkt für die umgesetzten Energieprojekte war das geförderte "Integrierte ländliche Entwicklungskonzept" (ILE) Bayerisches Illertal, das vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE) gefördert wurde.
Nach Ende der 1,5-jährigen Phase haben sich die Erfolge des ILE nur vage abgezeichnet. Heute sieht man jedoch, dass sich dadurch viele Förderprogramme eröffnet haben. Darüber hinaus hat sich aus dem ILE ein engagierter Arbeitskreis gebildet, der den Weg für die ersten Energieprojekte ebnete. Beispielsweise wurde der Gemeinde Boos die Möglichkeit eines Energiekonzeptes eröffnet. Schritt für Schritt wurden in Boos ein Nahwärmenetz im Ortszentrum, Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch, eine E-Bike-Ladestation, die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED sowie eine Energieberatung für Bürgerinnen und Bürger umgesetzt.

Durchführung

Das Hauptprojekt bestand in der Entwicklung eines Nahwärmenetzes im Ortszentrum. Die kurzen Wege ermöglichten es, sieben Gebäude an das Nahwärmenetz anzuschließen. Gleichzeitig wurden die Beauftragung regionaler Anbieter sowie eine Amortisation innerhalb von 14 Jahren angestrebt. Das Netz ist mit seinen 372 m sehr kompakt, woraus sich geringe Netzverluste ableiten lassen. Die gesamten Baukosten (Tiefbau, Technik und Gebäude) betragen 807.820 € (brutto). Die Planungskosten für Hoch- und Tiefbau sowie der Statik belaufen sich auf rund 104.000 €. Die Gesamtkosten sind mit 900.000 € veranschlagt.

Für das Projekt erhielt die Gemeinde Boos Fördermittel von der Regierung von Schwaben, dem Amt für Ländliche Entwicklung und der KfW Bank. Mit dem Nahwärmenetz können rund 200 t CO₂ pro Jahr eingespart werden. Vor diesem Hintergrund wurden die Kosten der Planung von der Regierung von Schwaben gefördert (CO₂-Minderungsprogramm). Die Gemeinde Boos erhielt einen Förderbescheid in Höhe von 30.000 €. Aufgrund des Energiekonzeptes und des durchgeführten ILE wurde vom ALE Schwaben eine projektbezogene Dorferneuerung veranlasst. Dabei wurde der Höchstfördersatz von 200.000 € ausgegeben.
Im weiteren Verlauf des Projekts wurde zur KfW Kontakt aufgenommen. Wir empfehlen, erst dann den Kredit zu beantragen, wenn die Vergabemodalitäten geklärt sind. In der Gemeinde Boos gab es eine erhebliche Abweichung zwischen den ursprünglich veranschlagten Kosten und dem Ausschreibungsergebnis. Zusammen mit der Regierung von Schwaben wurde eine Lösung zur Kostenreduktion gefunden. Bei der LfA Förderbank Bayern wurde ein Restkredit in Höhe von rund 120.000 € über das zinsgünstige Kommunalprogramm aufgenommen. Die LfA Förderbank Bayern ist aufgrund der guten Beratung und Flexibilität sehr zu empfehlen.

Bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch ist es von Vorteil, sich von Spezialisten beraten zu lassen. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, wurden an Rathaus und Schule der VG Boos Photovoltaikanlagen installiert. Die Eigenverbrauchsquote liegt in beiden Fällen bei knapp 40 %, die Autarkiequote jeweils bei über 60 %. Die finanzielle Amortisationszeit beträgt bei beiden Anlagen etwa 10 Jahre.

Ein wichtiger Aspekt des genannten Energiekonzeptes war die Mobilität. Da die Gemeinde an mehreren Radwegstrecken liegt, wurde der Standort einer E-Bike-Ladestation diskutiert. Um hier Kosten zu sparen, fertigten ein Gemeinderatsmitglied und ein Elektromeister eine Ladestation in Eigenregie an. Die geringen Materialkosten unter 500 € wurden vom Gemeinderat übernommen.
Ein Besuch des Leuchtenparks Königsbrunn überzeugte die Gemeinde Boos, die Straßenbeleuchtung auf LED umzurüsten. Die LEW bietet die Möglichkeit, in einem Zeitraum von acht Jahren die Straßenbeleuchtung komplett auf LED umzustellen und wurde bereits mit der Erfassung der Beleuchtungskörper und einer Amortisationsrechnung beauftragt.
Im Rahmen der Dorferneuerung werden in der Gemeinde Boos neben dem Nahwärmenetz auch private Sanierungsvorhaben gefördert. Es konnte ein großflächiges Sanierungsgebiet ausgewiesen werden. Die Sanierung von Gebäuden, die älter sind als 20 Jahre, kann dort gefördert werden. Zusätzlich ist es möglich, die energetische Sanierung mit einer Beratungsleistung vor Ort zu koppeln. Für die Gemeinde Boos war es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger direkt vom Energiekonzept profitieren.

Tipps

  • Ein Kredit bei der KfW sollte erst beantragt werden, wenn die Vergabemodalitäten geklärt sind.
  • Wichtig ist bei Nahwärmenetzen das Erreichen einer wirtschaftlichen Netzkennzahl von 1,64 MWh/m. Unter 1,5 MWh/m ist ein Netz in der Regel nicht wirtschaftlich.

Stolpersteine

  • Die KfW fördert lediglich Netto-Investitionen.

Beispiel gemeldet: 08/2016

zuletzt aktualisiert: 05/2022