Thermografie-Rundgänge im Fünfseenland

Thermografie-Bilder zeigen energetische Schwachstellen am Haus und wirken als Appetitanreger für energetische Sanierungen.
Projektträger: Landkreis Starnberg

Beschreibung

Auslöser

Anlass für die Thermografie-Rundgänge war das integrierte Klimaschutzkonzept 2010. In diesem wurde das Ziel genannt, dass die Sanierungsquote im Landkreis von den aktuell 1 % auf mindestens 4 % gesteigert werden soll.

Um diesem Ziel näher zu kommen und sanierungswillige, aber zögerliche Hausbesitzende weiter aufzuklären und letztlich zu der energetischen Sanierung ihres Hauses zu motivieren, wurde im Winter 2012/13 das Projekt "Thermografie-Spaziergänge im Fünfseenland" gestartet. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war es unter anderem, auf die Wichtigkeit einer neutralen und umfassenden Energieberatung hinzuweisen.

Die Federführung übernahm die Stabsstelle Umwelt und Klimaschutz des Landkreises Starnberg. Kooperationspartner waren der Energiewendeverein e.V. sowie Bürgermeister und Umweltbeauftragte der kreisangehörigen Kommunen.

Durchführung

Bei den Rundgängen konnten die Bürgerinnen und Bürger kostenlos einem Energieberater oder einer Energieberaterin mit Wärmebildkamera über die Schulter schauen, in den meisten Fällen sogar vor der eigenen Immobilie. Anhand bunter Bilder werden Schwachstellen in der Gebäudehülle und somit die am dringendsten notwendigen Sanierungsmaßnahmen sichtbar und entlarvt. Optisch und emotional gibt das wichtige Anstöße. Ganz nebenbei erhalten die Teilnehmenden ein Gespür und einen Blick für Wärmebrücken, schwache Bauteile und den energetischen Handlungsbedarf.
Aufgrund der Voraussetzungen für Thermografie-Aufnahmen (Temperaturdifferenz zwischen innen und außen muss mind. 15 Kelvin betragen) können die Spaziergänge stets nur im Winter stattfinden.

Die maximale Anzahl der Teilnehmenden war auf 12 Personen begrenzt, wobei es teilweise Wartelisten gab. Die Spaziergänge fanden in mehreren kreisangehörigen Kommunen statt. Bei den ca. zweistündigen Rundgängen wurden jeweils drei bis fünf Gebäude besprochen und beispielhaft energetische Schwachstellen aufgezeigt. Die Teilnehmenden konnten ihr Haus dafür im Vorfeld anmelden. Auch die BürgermeisterInnen nahmen meist an den Spaziergängen teil und betonten die Wichtigkeit der Sanierung.

Eine Evaluation unter den Teilnehmenden im Jahr 2015 ergab, dass die Aktion nachhaltig wirkt. Evaluierungen verschiedener Energieberatungsansätze haben ergeben, dass die Umsetzung der Maßnahmen in einem Zeitfenster von fünf Jahren geschieht. Aus diesem Grund sind 10 Monate Umsetzungsdauer viel zu kurz für eine aussagekräftige Bewertung. Am Rande der Rundgänge war jedoch zu beobachten, dass einzelne Teilnehmende sehr wohl eine umfangreiche energetische Bestandsaufnahme ihres Gebäudes planen.

Flankiert werden die Rundgänge durch die Beratungs-Kampagne "Sanierungstreff" seit Oktober 2014 (www.sanierungstreff.de), wo in Vortragsreihen verschiedene Aspekte der Sanierung, des altersgerechten Umbaus sowie der Einbruchschutz allgemeinverständlich und vertieft betrachtet werden.

Zitate

  • "Das ständig gekippte Fenster im unbeheizten Schlafzimmer zeigt großen Wärmeverlust, und auch das Risiko von Schimmelbildung ist gegeben." (R. U., Thermografin)
  • "Nur die Fenster tauschen ist gefährlich, weil dann in der Regel die Wand dazwischen zum schwächsten Bauteil wird, wo sich Feuchtigkeit niederschlägt und Schimmel ansetzt, was man u. U. lange nicht merkt." (R. U., Thermografin)
  • "Die Veranstaltung war aufschluss- und erkenntnisreich. Wir werden uns jetzt mit unserem Haus eingehend beschäftigen und unsere persönliche Energiewende planen." (Teilnehmer 2014)
  • "Es war gut zu sehen, dass die bereits getätigten Sanierungsmaßnahmen eine Wirkung haben." (Teilnehmer 2015)
  • "Da hat wohl mal jemand versucht das Fenster aufzuhebeln: so wie die Wärmebildkamera das darstellt, sollte man schnell handeln."

Tipps

  • Die Unterstützung durch BürgermeisterInnen und gutes Marketing der Aktion sind extrem wichtig.
  • In einem Kurzvortrag zu Beginn jeder Veranstaltung wird das Prinzip der Wärmebildkamera vorgestellt, damit die Komplexität der energetischen Gebäudesanierung deutlich wird. Im Freien verlieren sich solche Infos akustisch.
  • Wichtig sind kompetente Ansprechpersonenen bei der Entgegennahme der Anmeldungen: Da tauchen schon viele Fragen auf; manches kann schon vorher geklärt bzw. auf Fördermöglichkeiten oder Listen von Energieberater/Innen verwiesen werden.

Stolpersteine

  • Warme Wintertage mit viel Sonneneinstrahlung sind ungünstig: Zwei Termine mussten abgesagt werden; andere waren grenzwertig.
  • Das hohe Alter einiger Teilnehmenden: Erfordert Einfühlung und Behutsamkeit bei den Ausführungen. Dem sollte mit der Kampagne Sanierungstreff begegnet werden.

Beispiel gemeldet: 07/2014

zuletzt aktualisiert: 01/2022