Energetische Optimierung der Kläranlage Bad Abbach

Durch Nachrüstung einer anaeroben Klärschlammbehandlung erzeugt die Anlage 60 % ihres eigenen Energiebedarfs.
Projektträger: Markt Bad Abbach

Beschreibung

Auslöser

Aufgrund der gemeindlichen Entwicklung musste die Kläranlage Bad Abbach mit einer bisherigen Ausbaugröße von 10.000 EW auf eine Kapazität von 16.000 EW erweitert werden. Bislang war die Kläranlage mit einer energieintensiven gemeinsamen aeroben Schlammstabilisierung ausgerüstet.

Im Zuge der Erweiterungsmaßnahmen konnte eine Umstellung auf eine getrennte anaerobe Schlammstabilisierung geplant und realisiert werden.
Beteiligt an dem Projekt ist der Markt Abbach, die wissenschaftliche Begleitung übernehmen das Ingenieurbüro ATM und die Hochschule Weihenstephan Triesdorf. Die Planung wurde von der BBI Bauer Beratende Ingenieure GmbH durchgeführt. Die Projektleitung des von November 2011 bis Juli 2014 andauernden Projektes obliegt dem Bayerischen Landesamt für Umwelt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Für die finanzierungstechnische Abwicklung der Zuschüsse (Pilotprojekt) ist das Wasserwirtschaftsamt Landshut zuständig.

Durchführung

Bisher wurde bei Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von 10.000 - 20.000 Einwohnerwerten in der Regel das Belebungsverfahren mit simultaner aerober Schlammstabilisierung zur Abwasserreinigung eingesetzt. Bei der aeroben Schlammstabilisierung muss der Klärschlamm mit hohem Energieaufwand belüftet werden, um den Bakterien Sauerstoff für den Abbauprozess zur Verfügung stellen zu können. Die intensive Belüftung muss so lange erfolgen, bis der Klärschlamm stabilisiert ist.

Im Gegensatz dazu kann der Klärschlamm auch anaerob, d. h. unter Ausschluss von Sauerstoff, behandelt bzw. ausgefault werden. Dabei entsteht Faulgas, das wie bei einer Biogasanlage zur Energieerzeugung genutzt werden kann. Die Umstellung auf die anaerobe Klärschlammbehandlung wird auf der Kläranlage Bad Abbach exemplarisch für eine kleine Kläranlage erprobt. Hierzu wurde die gesamte Kläranlage energetisch saniert. Besonders hervorzuheben ist der Neubau eines Faulbehälters in kostengünstiger Stahlbauweise auf Bodenplatte. Das bei der Faulung anfallende Faulgas wird mit einem Generator in Strom umgewandelt und deckt den Energiebedarf der Kläranlage Bad Abbach zu rund 60 Prozent.

Entwicklungen im Biogassektor führten dazu, dass der Einsatz kostengünstiger Behälterbauweisen, unter Beachtung der Mindeststandards hinsichtlich Arbeitsschutz und Betriebssicherheit, mittlerweile auf kommunale Kläranlagen übertragen werden kann. Dadurch wird die Umstellung auf eine anaerobe Klärschlammbehandlung auch für kleinere Kläranlagen wirtschaftlich interessant. Die Wirtschaftlichkeit der Umstellung konnte vor Projektbeginn für die Kläranlage Bad Abbach rechnerisch nachgewiesen werden. Eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit ist im Einzelfall jedoch unerlässlich.

Im Januar 2014 konnte mit dem Probebetrieb auf der umgebauten und erweiterten Kläranlage begonnen werden, nachdem im Jahr 2013 die baulichen Maßnahmen (Vorklärbecken, Faulbehälter und Maschinenhaus einschließlich der jeweiligen maschinen- und elektrotechnischen Ausstattung) abgeschlossen wurden.

Die Maßnahme wird wissenschaftlich begleitet, um die Übertragbarkeit auf andere kleinere Kläranlagen aufzuzeigen. Während des Probebetriebes im Jahr 2014 wurden betriebliche und wirtschaftliche Optimierungen des Gesamtsystems durchgeführt. Die während der Betriebsphase gemessenen Parameter sowie die gesammelten Erfahrungen wurden dokumentiert und bewertet. Erfreuliche Ergebnisse hinsichtlich Energieeinsparung und Gasausbeute konnten erzielt werden. Der wissenschaftliche Abschlussbericht liegt seit 2015 vor.

Zitate

  • "Durch die innovative Übertragung von Technologien aus anderen Umwelttechnologiebereichen konnten neue Anwendungen geschaffen und eine deutliche Reduktion der Energiekosten erreicht werden.“ (Dr. Claudia Reusch, Geschäftsführerin UmweltCluster Bayern)
  • "Wir sind stolz darauf, dass unsere Kläranlage für den Preis Leuchtturm 2014 ausgewählt wurde und würden uns freuen, wenn die Konzeption dahinter bayernweit Nachahmer finden würde.“ (Christian Hanika, zweiter Bürgermeister des Marktes Bad Abbach)

Tipps

  • Stehen bei Kläranlagen mit simultaner aerober Schlammstabilisierung und einer Ausbaugröße von größer 10.000 Einwohnerwerten Sanierungsmaßnahmen oder Erweiterungen an, kann es sich lohnen die Nachrüstung einer Klärschlammfaulung zu prüfen.

Auszeichnungen

  • 05/2014: Leuchtturm 2014

    verliehen von: UmweltCluster Bayern

Beispiel gemeldet: 06/2014

zuletzt aktualisiert: 03/2022