Auf dem Holzweg in die Zukunft

Das Waldhackschnitzelheizwerk versorgt kommunale Gebäude im Landsberger Stadtviertel Bayervorstadt mit Wärme.
Projektträger: Waldhackschnitzelheizwerk Landsberg am Lech

Beschreibung

Auslöser

Die Idee einer Biomasseheizung für die kommunalen Gebäude im Stadtviertel Bayervorstadt stand schon einige Zeit im Raum. Konkretisiert wurde sie 2005 während einer Projektwoche der Technikerschüler am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech. Die angehenden Techniker für Landbau skizzierten das Projekt, verglichen unterschiedliche Energieträger und berechneten die nötige Heizleistung für einen wirtschaftlichen Betrieb. Das Ergebnis der Projektwoche: ein Waldhackschnitzelheizwerk, allerdings nur für das Agrarbildungszentrum. Die Stadtwerke Landsberg bestätigten mit ihrer Machbarkeitsstudie die Berechnungen der Technikerschüler, erweiterten das Projekt um die Anschlussnehmer Landkreis Landsberg mit der Berufs- u. Fachoberschule und die Stadt Landsberg mit dem Spital (Altenheim), den Stadtwerken sowie dem Bauhof und realisierten es.

Durchführung

Im Dezember 2007 gründeten der Bezirk Oberbayern, der Landkreis Landsberg und die Stadt Landsberg die Waldhackschnitzelheizwerk GmbH. Die drei Gesellschafter sind zugleich Wärmeabnehmer und an der GmbH entsprechend ihres Wärmebedarfs beteiligt. Das heißt, der Bezirk Oberbayern und die Stadt Landsberg halten je 40 Prozent der Anteile und der Landkreis Landsberg ist mit 20 Prozent beteiligt.

Ende 2008 war das Heizwerk fertig und die Kessel wurden angefeuert. Das Heizwerk liegt, wie die Spinne im Netz, in der Mitte der Gebäude, die es mit Wärme versorgt. Deshalb ist das Nahwärmenetz insgesamt nur 570 m lang und damit besonders effizient. Die Heizwärme wird mit bis zu 100 °C heißem Wasser zu den Abnehmern geleitet. Dort wird die Wärme indirekt, das heißt über Wärmetauscher, an das Heizsystem der Abnehmer übergeben.

Weil das Heizwerk auch Abnehmer wie das Alten- und Pflegeheim Heilig-Geist-Spital und das Wohnheim des Agrarbildungszentrums versorgt, die das ganze Jahr über Wärme für Warmwasser benötigen, konnte es vom ersten Tag an wirtschaftlich betrieben werden.

Das Heizwerk deckt mit zwei Biomassekesseln (1.000 kW und 500 kW) die Wärmegrundlast. Ein Ölkessel (3.200 kW) deckt die Spitzenlast ab und ist gleichzeitig Reservekessel, falls die Biomassekessel ausfallen oder gewartet werden müssen.

Der Brennstoffbunker fasst 350 m³ Holzhackschnitzel. Mit dieser Menge kann man das Heizwerk mindestens fünf Tage unter Volllast betreiben. Außerdem wird die Primär- und Sekundärluft für die Biomassekessel vom höchsten Punkt innerhalb des Heizhauses angesaugt. So erhalten die Kessel stets vorgewärmte Verbrennungsluft.

Zitate

  • "Auf dem Holzweg in die Zukunft" nannten die Technikerschüler gemeinsam mit ihren Lehrern das Projekt.

Tipps

  • Schon bei der Planung eines solchen Projekts immer die Kennzahlen der Wirtschaftlichkeit im Blick behalten. Informationen dazu bietet C.A.R.M.E.N. e. V. an.
  • Die Kesselleistung nicht zu groß wählen, sondern dem tatsächlich vorhandenen Wärmeverkauf anpassen.
  • Die Biomasselieferung durch langfristige Verträge sichern (Preisgleitklausel).

Stolpersteine

  • Die vorhandenen Aschecontainer mit 1 m³ Inhalt sollten ursprünglich mit einem Kran aus dem Keller gehoben werden. Die Behälter sind jedoch viel zu klein und können wegen der hohen Staubentwicklung keinesfalls in einen größeren Container geleert werden. Derzeit wird die Asche deshalb über eine Sauganlage in einen 7 m³ Container nach oben geblasen.Es sollte besser ein geschlossenes System mit ausreichend großen Containern gewählt werden.

Beispiel gemeldet: 07/2011

zuletzt aktualisiert: 03/2024