Ganzheitliches Energiekonzept für den gesamten Unternehmensstandort

"Energieader" vernetzt Gesamtbetrieb und nutzt vorhandenes Sparpotenzial besser aus als viele Einzelmaßnahmen.
Projektträger: Grammer AG Kümmersbruck

Beschreibung

Auslöser

Die Firma Grammer AG setzte am historisch gewachsenen Produktionsstandort in Haselmühl jährlich ca. 1,3 Mio. Liter Heizöl und ca. 17 Mio. kWh elektrische Energie um. Daraus resultierte ein Primarenergiebedarf von ca. 70.000 MWh / Jahr bzw. ein CO₂-Ausstoß von 14.000 t / Jahr.

Bei einer Leistungsspitze von 3,2 MW wurden 2005 ca. 900.000 Euro / Jahr für den Strombezug bzw. ca. 600.000 Euro / Jahr für den Heizölbezug aufgewendet. Die Grammer AG stand mit einer gewachsenen Fertigungsstruktur und dem überproportional hohen Energieeinsatz damit exemplarisch für zahlreiche bayrische Produktionsstandorte.

Bisher sind Einzelmaßnahmen wie Aggregate zur Kraft-Wärme-Kopplung, punktuelle Abwärmenutzung, Spitzenlastmanagement bzw. Wärmerückgewinnung die gängigen Instrumente rationeller Energienutzung in Betrieben. Einzelne technische Maßnahmen werde auf ihr Energieeinsparpotential hin geprüft und bei ausreichender wirtschaftlicher Einsparung umgesetzt.

Das zusätzliche monetäre und energetische Einsparpotential durch die Vernetzung unterschiedlicher Betriebs- und Produktionsbereiche bleibt meist unerschlossen. Vor diesem Hintergrund formierte sich unter der Leitung der Zukunftsagentur Plus in Sulzbach-Rosenberg ein Netzwerk aus wissenschaftlichen Institutionen, dessen Aufgabe die rationelle Energienutzung sowie Energieeinsparung in Betrieben und Kommunen ist.

Durchführung

Die Grammer AG hat für ihr Werk Haselmühl, in dem Komponenten für die Pkw-Innenausstattung hergestellt werden, zusammen mit dem "Netzwerk Energietechnik Amberg-Sulzbach" ein Energiekonzept erarbeitet, das Abwärme nutzt und für die Deckung des verbleibenden Bedarfes ein Blockheizkraftwerk mit Biokraftstoff sowie Holzhackschnitzelkessel einsetzt. Heizöl wird nur noch für die Abdeckung der Spitzenlast verwendet.

Wärmelieferanten und Wärmeverbraucher auf dem Werksgelände (Verwaltung, Lager, Kompressorenraum, Metallverarbeitung, Galvanik) sind über eine Wärmeleitung, die so genannte "Energieader", miteinander verbunden. Eine zentrale Gebäudeleittechnik ermittelt Wärmeüberschüsse und Wärmebedarf und hilft bei der Optimierung der Anlageneffizienz und der Wirtschaftlichkeit.

Das Blockheizkraftwerk trägt den Grundlastbedarf an Wärme; der Strom wird entweder eingespeist oder im Werk selbst verwendet. Die Mittellast bei der Wärmeversorgung übernehmen zwei Hackgutkessel. Diese Versorgungsvariante weist die beste Kombination aus Wirtschaftlichkeit, geringen CO₂-Emissionen und Flexibilität auf.

Der Einsatz von Biokraftstoffen, Hackschnitzeln und Heizöl bzw. die kombinierte Bereitstellung von Strom und Wärme eröffnet der Grammer AG ein Höchstmaß an Flexibilität und Kostensicherheit. Gleichzeitig werden gegenüber dem alten Zustand (Strombezug aus dem Netz und Abdeckung der Wärme über Heizölkessel) rund 2.000 t CO₂ pro Jahr, also ca. 40 %, eingespart.

Auszeichnungen

  • 06/2008: Bayerischer Energiepreis

    verliehen von: Bayerische Staatsregierung

Beispiel gemeldet: 08/2010

zuletzt aktualisiert: 02/2024