Bayerischer Energiepreis: Bioethanol aus Stroh gewinnt Hauptpreis

Während für konventionelles Bioethanol Rohstoffe wie Mais oder Raps benötigt werden und damit eine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln entsteht, werden bei der Herstellung von Zellulose-Ethanol Reststoffe verwendet. Das Unternehmen Clariant hat ein effizientes Verfahren entwickelt.

276 Unternehmen, Forschungsstellen und Institutionen haben sich in diesem Jahr beworben, nun stehen die Gewinner fest: Zum zehnten Mal wurde im Oktober 2016 der Bayerische Energiepreis verliehen, mit dem das Bayerische Wirtschaftsministerium einmal im Jahr herausragende innovative Leistungen für eine effiziente Energiegewinnung und Energienutzung auszeichnet. Den Hauptpreis 2016 hat das Unternehmen Clariant mit Niederlassungen im Landkreis München für ein spezielles Verfahren zur Erzeugung von klimafreundlichem Biosprit aus Agrarreststoffen gewonnen.

Zellulose-Bioethanol: Weniger Konkurrenz zu Nahrungs- oder Futtermitteln

Bioethanol, das durch alkoholische Vergärung von Getreide, Mais oder Raps erzeugt wird, ist der bedeutendste Biokraftstoff weltweit. In den vergangenen Jahren ist Bioethanol jedoch aufgrund der Konkurrenz zu Nahrungsmitteln zunehmend in die öffentiche Kritik geraten. Seither wurde weltweit daran gearbeitet, Ethanol aus Agrarreststoffen herzustellen – zum Beispiel aus Holz, Stroh, Großgräsern oder Landschaftspflegematerial. Biokraftstoffe aus fester Biomasse nennt man Zellulose-Ethanol, da Zellulose der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände ist. Ihr Vorteil ist, dass sie nicht oder weniger stark in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen und gleichzeitig ein hohes Treibhausgas-Reduktionspotenzial besitzen. Ihr Nachteil ist die aufwendige Herstellung: Feste Biomasse muss vorbehandelt und in Zucker umgewandelt werden, das ist mit zusätzlichen Energieaufwand verbunden und mit den herkömmlich verwendeten Organismen (Hefen, Bakterien) nicht möglich. Dennoch gibt es bereits erste kommerzielle Anwendungen dieses Verfahrens.

Verfahren soll kommerzielle Anwendung ermöglichen

In diesem Zusammenhang ist der Energiepreis für das „sunliquid®-Verfahren“ von Clariant zu sehen: Durch eine prozessintegrierte Enzymproduktion, optimierte Enzyme sowie eine energieeffiziente Prozessgestaltung sollen die Produktionskosten so reduziert werden, dass das Verfahren eine kommerziell tragfähige Basis hat. Zudem spart das sunliquid®-Zellulose-Ethanol aus Stroh nach Angaben von Clariant im Vergleich zu fossilen Treibstoffen 95 % Treibhausgasemissionen ein. Dieses hohe Einsparpotential wird in Zukunft von Bedeutung sein: Die verordnete Mindestanforderung an einen Biokraftstoff bezüglich seines Treibhausgas-Einsparpotentials liegt aktuell bei 35 %, ab 2017 bei 50 % und steigt weiter an.

Energieoptimierte Produkte „Made in Bavaria“

Clariant ist ein global tätiges Spezialchemieunternehmen mit Sitz in der Schweiz und etlichen Standorten weltweit, darunter 15 in Deutschland. Seit 2012 läuft am Standort Straubing die bislang größte Demonstrationsanlage für Zellulose-Bioethanol. Ein weiteres Forschungszentrum der „Clariants Group Biotechnology“ wurde 2015 in Planegg eröffnet. „Clariant steht für hochinnovative und energieoptimierte Produktion `Made in Bavaria`. Unternehmen wie Clariant bringen den Ruf Bayerns als Standort für Spitzentechnologie im Energiebereich weiter voran“, würdigte der Energiestaatssekretär Franz Josef Pschierer den Preisträger.

Acht weitere Kategorien und Preisträger

Neben dem Hauptpreis vergibt das Ministerium weitere Preise in acht Kategorien, zum Beispiel im Bereich „Gebäude als Energiesystem“ oder „Initiativen / Bildungsprojekte“. Mehr über die Preisverleihung und die Preisträger erfahren Sie hier:

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie:
Verleihung des Bayerischen Energiepreises 2016

Clariant AG:
Die sunliquid®-Technologie