Mieterinnen und Mieter zufrieden mit energetischer Sanierung

Hohe Wohnqualität – Die hochwertige Sanierung eines Mehrfamilienhauses kommt bei den Mieterinnen und Mietern sehr gut an.
Projektträger: WBG Nürnberg

Beschreibung

Auslöser

Im Zuge der Aufwertung eines neuen Stadtteils haben wir den Gebäudebestand hochwertig energetisch saniert. Dabei entstand zusätzlicher attraktiver Wohnraum im Dachgeschoss.

Durchführung

Im Rahmen des dena-Fördervorhabens "Niedrigenergiehaus im Bestand" wurde im Jahr 2008 in Nürnberg eine Gebäudegruppe saniert. Die drei Gebäudetrakte mit 54 Wohnungen aus dem Jahr 1961 im Nürnberger Süden haben wir bei dieser Gelegenheit um sechs neue Wohnungen im Dachgeschoss erweitert. Die Arbeiten erfolgten alle im unbewohnten Zustand. Das gab uns die Möglichkeit, die Grundrisse der Bestandswohnungen an moderne Bedürfnisse anzupassen und eine Erweiterung vorzunehmen. Die Wohnfläche wurde mit diesen Maßnahmen von 3.160 m² auf 5.124 m² erhöht. Im Erdgeschoss haben wir überwiegend barrierefreie Wohnräume realisiert.

Die im Nachgang der Sanierung befragten Bewohnerinnen und Bewohner sind wegen der hohen Wohnqualität "sehr zufrieden". Die höchste Zufriedenheit herrscht beim Wärmekomfort vor, dicht gefolgt von den geringen Heizkosten und der automatischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Viele Mieterinnen und Mieter lüften in der Heizperiode fast nicht mehr manuell.

Die Komfortlüftungsanlage ist sehr einfach zu bedienen. Einzelne Nutzende wussten allerdings nicht, dass sie die Lüftungsanlage regeln können. Menschen, die eine Wohnung vermieten, sollten ihre Mieterinnen und Mieter bei der Wohnungsübergabe daher erklären, wie sie die Gebäudetechnik bedienen können.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass es sinnvoll ist, die Menschen aktiv in die Qualitätssicherung einzubeziehen. Einerseits können damit Fehler, die bei der Abnahme nicht erkennbar waren, abgestellt werden, andererseits wird sichergestellt, dass Anlagen oder Geräte nicht durch eigenmächtige und zumeist unprofessionelle Maßnahmen von Nutzern außer Betrieb genommen oder gar beschädigt werden.

Bei einer anschließenden Befragung wurde in zwei Fällen von Undichtigkeiten am Fenster berichtet, die anschließend beseitigt werden konnten. Vereinzelt wurde von Strömungsgeräuschen an den Zuluftventilen berichtet. Nach der Rückmeldung wurden die Ventile neu eingestellt. So konnten die störenden Geräusche behoben werden.

Zu dieser Zufriedenheit führten energetische Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle und Gebäudetechnik. Der Heizwärmebedarf konnte durch die Modernisierung von 204 kWh/(m²a) im Bestandsteil auf 27 kWh/(m²a) gesenkt werden. Im Bereich der Aufstockung wird das Passivhausniveau von 15 kWh/(m²a) punktgenau erreicht. Die Mehrinvestitionen für die Passivhaustechnik und den Standard EnEV minus 50 % gegenüber dem Referenzstandard EnEV-Neubau belaufen sich auf 110 €/m².

Sowohl das Bestandsgebäude als auch die Aufstockung wurden mit Dämmmaßnahmen und hochwertigen Fenstern auf einen zukunftsweisenden Gebäudestandard gebracht. Die Bestandsmodernisierung erreicht beinahe Passivhausniveau. Die bestehende Fassade aus Hochlochziegeln wurde mit 24 cm Polystyrol-Wärmedämmverbundsystem saniert und erreicht einen U-Wert von 0,14 W/(m²K). Neben dem Einsatz neuer Dreischeibenfenster und der Dämmung der Kellerdecke, wurden die Versorgungsleitungen zur Vermeidung von Wärmeverlusten in die Dämmschicht integriert.

Die Gebäudetechnik wurde durch eine Wärmebereitstellung über städtische Fernwärme und zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung aufgewertet. Dabei haben wir für jedes Treppenhaus eine Lüftungsanlage im Keller aufgestellt. Im Lüftungsgerät wird eine Wärmerückgewinnungsrate von 86 % erreicht. Es reduziert die Lüftungswärmeverluste um den Faktor 10. Die regelmäßige Wartung der Lüftungsanlagen kann weitestgehend außerhalb der Wohnungen stattfinden. Innerhalb der Wohnungen wird die Luft von einem Verteiler mit Schalldämpfer innerhalb einer nachträglich abgehängten Flurdecke geleitet.

Projektbeteiligte:
Bauherr: WBG Nürnberg, Glogauer Straße 70, Nürnberg
Architekt: Arge Architekturbüro Schulze Darup & Partner, Berlin; Benjamin Wimmer und Architekturbüro Hautmann, Nürnberg

Zitate

  • "Das Beste, was ich diesbezüglich je erlebt habe". (Mieterin einer sanierten Wohneinheit)
  • "Mein erste Wohnung, in der weder Kälte reinkommt, noch Wärme raus geht". (Mieter einer sanierten Wohneinheit)

Tipps

  • Sowohl im Sinne der Nachhaltigkeit als auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollten Sanierungen derart durchgeführt werden, dass sie sich nach 40 bis 60 Jahre weiterhin lohnen. Cash-Cows eines Unternehmens sind diejenigen Gebäude, die nach der Abschreibungszeit weiterhin ohne neue grundlegende Sanierungen betrieben werden können. Daher ist auf hohe Qualität bei der Planung und Ausführung zu achten.

Stolpersteine

  • Bewohnende und Wartungsfirmen sollten unbedingt gut in die neuen Techniken eingewiesen werden, um den Betrieb dauerhaft und kostengünstig sicherzustellen.

Beispiel gemeldet: 04/2018

zuletzt aktualisiert: 02/2024