Nahwärmeversorgung in Bad Windsheim, Ortsteil Lenkersheim

Eine Bürgerenergiegenossenschaft realisiert eine Nahwärmeversorgung, die für Bayern beispielhaft ist.

Beschreibung

Auslöser

Bevor es zum Bau der Nahwärmeversorgung kam, wurde durch die Bioenergie Lenkersheim GmbH & Co. KG in der Nähe des zur Stadt Bad Windsheim gehörenden Ortsteils Lenkersheim eine Biogasanlage errichtet. Die Inbetriebnahme der Biogasanlage mit einem BHKW mit 360 kW Leistung erfolgte Ende 2010. Im Jahr 2012 wurde die Anlage durch ein zweites BHKW mit 250 kW erweitert.

Der Aufbau einer Nahwärmeversorgung für den rund 400 Einwohner starken Ortsteil Lenkersheim wurde erstmals im Jahr 2011 angedacht. Nach der Gründung der Energiegenossenschaft "Nahwärme Lenkersheim eG“ konnte der Bau des Nahwärmenetzes im Jahr 2012 in die Tat umgesetzt und rechtzeitig zur Heizperiode fertiggestellt werden.

Durchführung

Durch ein Ingenieurbüro erfolgte im Jahr 2011 eine Datenerhebungen zu den Hausanschlüssen. Vor der eigentlichen Bauphase wurden bereits erste Wärmeleitungen verlegt.
Nach einer Bauzeit von etwa fünf Monaten und einem halben Jahr Probebetrieb konnte das Nahwärmenetz im Lenkersheim am 4. August 2013 im Betrieb genommen werden. Im Rahmen einer Einweihungsfeier wurde unter anderem auch die neuerrichtete Biogasanlage besichtigt. Die Zuleitung von der Biogasanlage zur Ortschaft bilden Kunststoffmantelrohre mit einer Länge von rund 880 Metern. Für die Ortsnetzleitungen wurden flexible Verbundsysteme verwendet. Die Gesamtlänge des Leitungsnetzes, welches von einer Fachfirma verlegt wurde, beträgt ca. fünf Kilometer. Die Anschlussdichte liegt bei etwa hundert Wohnhäusern. Zudem sind eine Schule und die Werkstatt der Lebenshilfe angeschlossen. Die Wärmelieferung erfolgt zu 80 Prozent durch die Biogasanlage. Der Betrieb der Biogasanlage erfolgt hauptsächlich mit Gülle, Mist und nachwachsenden Rohstoffen (u. a. Mais). Spitzenzeiten können durch drei Hackschnitzelöfen mit jeweils 200 kW Leistung abgedeckt werden. Zur Sicherheit wurde ein Wärmepufferspeicher mit 80 m³ Inhalt an das Wärmenetz angeschlossen.

Erwähnenswert ist, dass die Wärmeleitung mit einer Leckageerkennung ausgerüstet ist. Außerdem ist das Wärmenetz mit einem zentralen Energiekontroll- und Steuerungssystem ausgestattet.

Zitate

  • Gemeinsames Bürgerprojekt - Die zukunftsorientierte Lösung für die nachkommenden Generationen unter dem Slogan: "Man kann nicht mehr nur an sich denken, sondern an die Zukunft aller."

Tipps

  • Je mehr Haushalte, um so dichter das Netz, desto günstiger wird es für den Einzelnen.
  • Qualifizierte Firmen finden, die die Leistungen zu fairen Preisen ausführen, ist wichtig.
  • Die Ausführungen, wenn möglich, an regionale Firmen vergeben (schnelle Erreichbarkeit).
  • Alle Bürgerinnen und Bürger mit Eigenleistungen, z. B. Baggerarbeiten, Gräben ausheben usw., am Projekt beteiligen.
  • Qualifiziertes Ingenieurbüro für Planungen und Berechnungen beauftragen.
  • Enge Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Planungsbüro, der finanzierenden Bank und allen am Bau beteiligten Firmen.

Stolpersteine

  • Bei der Kostenanalyse darauf achten, dass der Bruttobetrag angegeben wird.
  • Für die Verlegung der Nahwärmeleitungen auf öffentlichem und privatem Grund Grunddienstbarkeiten beantragen.
  • Regelmäßige Abstimmung bei einem Jour fixe-Termin mit allen am Bau beteiligten Firmen sollte erfolgen.
  • Masterplan für die Ausführung aller Arbeiten erstellen.

Beispiel gemeldet: 07/2014

zuletzt aktualisiert: 09/2022