Windpark Zöschingen

Erfolgreicher Bürgerwindpark mit rund 700 Beteiligten aus der Region
Projektträger: VenSol Neue Energien GmbH

Beschreibung

Auslöser

Als Projektentwickler von Bürgerphotovoltaik- und Bürgerwindkraftanlagen bot sich für die VenSol Neue Energien GmbH aus Babenhausen im Unterallgäu die ideale Gelegenheit, ein großes Wind-Projekt in der Region zu verwirklichen. Die Beteiligungsstruktur für den Windpark Zöschingen wurde so gewählt, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger aus der gleichnamigen Ortschaft und der Region gemeinsam für die Energiewende einbringen können.

Durchführung

Der Windpark Zöschingen, mit acht Anlagen einer der größten Windparks in Bayerisch-Schwaben (Stand 2022), ist ein wunderbares Beispiel für die Umsetzung der bürgernahen Energiewende im süddeutschen Raum: Rund 700 Beteiligte aus der Region haben in das Projekt im Landkreis Dillingen aus ideologischen und monetären Gründen investiert. Die Herausforderung, in Regionen mit schwächeren Windgeschwindigkeiten ökonomisch rentable Windenergieanlagen für die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Region zu errichten, macht dieses Projekt besonders interessant. Der Windpark wurde 2012/13 errichtet und Anfang Mai 2013 offiziell in Betrieb genommen. Die Vorhabenträger übernehmen auch nach der erfolgreichen Umsetzung langfristig die Verantwortung für den Windpark. Betriebsführer ist die Firma VenSol Neue Energien aus Babenhausen für alle kaufmännischen Belange und die Firma Honold GmbH Windkraftanlagen aus Neu-Ulm auf der technischen Seite.

Investitionssumme und Beteiligung:
Die Investitionssumme von rund 33 Mio. Euro wurde innerhalb kürzester Zeit durch etwa 700 an der Energiewende interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Region eingebracht. Die acht Anlagen werden von verschiedenen Betreibergesellschaften mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen und Beteiligungsstrukturen betrieben. Fünf Anlangen sind als GmbH & Co. KG’s mit Beteiligten aus der Region konzipiert. Drei Anlagen werden von der Windkraft Dillinger Land eG über ein Genossenschaftsmodell mit Nachrangdarlehen betrieben. Die Finanzierung des Fremdkapitals erfolgte im Sinne einer besonders hohen lokalen Wertschöpfung ausschließlich über örtliche Raiffeisenbanken.

Genehmigungsverfahren:
Für die Gesamthöhe der Windenergieanlagen wurde durch den regionalen Planungsverband Augsburg eine Bauhöhenbegrenzung von 180 m aufgrund luftfahrttechnischer Belange festgelegt. Aufgrund einer Klage gegen die naturschutzfachlichen Untersuchungen wurde in einem Vergleich die ursprünglich geplante Anlagenzahl von zehn auf acht reduziert.

Anlagen und Potenzial:
Aufgrund seiner Lage in einem Nutzwald mit mehr als einem Kilometer Abstand zu den nächsten Wohnbebauungen entschieden sich die Bauherren für die Anlagengeneration (N117/2400) des deutschen Herstellers Nordex. Diese Maschinen sind besonders für Standorte mit schwächeren Windgeschwindigkeiten geeignet. Die Anlagen der Leistungsklasse 2,4 MW haben fast 60 m lange Rotorblätter und eine Nabenhöhe von 120 m.

Mit den acht Nordex-Anlagen können bei ausreichendem Windaufkommen rechnerisch mehr als 10.000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden, was rund einem Drittel der Landkreisgröße entspricht. Gleichzeitig sparen die Anlagen bei optimaler Auslastung jährlich 28.000 t CO₂ gegenüber konventioneller Energiegewinnung aus fossilen Rohstoffen ein.

Bisherige Bilanz (Stand 2022):
Die Betreiber haben als Ziel im Vorfeld der Realisierung eine jährliche Stromerzeugung von 40 Mio. kWh formuliert. Aufgrund der bewegten Topographie der Umgebung, nötigen Anlagenabschaltungen für den Naturschutz, der im Regionalplan festgesetzten Höhenbegrenzung und damals noch nicht ausgereifter Windertragsgutachten, z. B. Berücksichtigung von Turbulenzen im Wald, erzeugt der Windpark etwas weniger Strom als von akkreditierten und unabhängigen Ingenieurbüros prognostiziert. Im Zuge der Projektplanung wurden etliche Windmessungen durchgeführt, die als Basis für die Erstellung von insgesamt drei Windgutachten dienten. Trotz der mehrjährigen Untersuchung der Windstärke auf Nabenhöhe zeigte sich in der bisherigen Betriebsphase, dass die erwarteten Erträge in den meisten Jahren unterschritten wurden. In 2015 wurden z. B. 32 Mio. kWh erzeugt, was grob dem Verbrauch von 8.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht.
Die Betreiber und Beteiligten blicken dennoch zuversichtlich auf die kommenden Jahre. Steigende Börsenpreise für Strom aus Windenergieanlagen sorgen dafür, dass die Betreibergesellschaften unmittelbar profitieren und die Renditeerwartung steigt. Zudem wurden die Anlagen nur bis zum Ende der EEG-Laufzeit kalkuliert. Der geplante Weiterbetrieb über die 20 Jahre hinaus ist in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung noch nicht berücksichtigt gewesen. Die Rückmeldung vieler der beteiligten Bürgerinnen und Bürger zeigt auch, dass das Motiv für die Investition nicht hohe Renditen, sondern vorwiegend der Beitrag für eine saubere und unabhängige Energiezukunft war.

Zitate

  • "Am Beispiel Zöschingen zeigt sich wieder einmal, wie Kommunen ihrem Auftrag gerecht werden können, nachhaltig Ressourcen zu schonen und der Explosion der Energiepreise Einhalt zu gebieten." (Jürgen Ganz, GeschäftsführerVenSol Neue Energien GmbH)
  • „Es ging mir nicht um einen möglichst hohen Gewinn, sondern ich wollte einen Beitrag leisten, damit wir saubere Energie haben. (…) Hier sparen wir Atomstrom und Atommüll. Wir haben mit dem Windpark jetzt schon mehr Atommüll gespart, als in Asse gelagert ist. Das ist eine gigantische Leistung. Und insofern ist es eine positive und gute Investition.“ (Beteiligter Walter Thiergärtner in einem Bericht der Augsburger Allgemeinen vom 6. Februar 2016)

Tipps

  • Auswahl verlässlicher Partner für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit
  • Langer Atem und Geduld ist oftmals notwendig.
  • Projektdämpfer einkalkulieren
  • Wichtig ist die frühzeitige Einbindung aller Akteure, wie z. B. Kommune, Bürgerinnen und Bürger und Behörden.

Beispiel gemeldet: 10/2012

zuletzt aktualisiert: 06/2022