Erneuerbare Energie-Effizienz im Kloster St. Ottilien

Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien konnten die CO₂-Emissionen der gesamten Anlage rund um das Kloster St. Ottilien um 90 % reduziert werden.
Projektträger: Erzabtei St. Ottilien mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V.

Beschreibung

Auslöser

Zunehmende Kosten und Umweltbedenken veranlassten das Klosterdorf St. Ottilien dazu, seine CO₂-Emissionen durch Senkung des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen (rund 700.000 Liter Heizöl im Jahr) um 90 % zu reduzieren.

Durchführung

Es wurden ein umfangreiches Programm zur Wärmedämmung durchgeführt und ein hocheffizientes Fernwärmesystem installiert, das 45 Gebäude, einschließlich einer Schule und des Klosters selbst, versorgen kann. Eine thermografische Analyse des Gebäudebestands führte zu einer energieeffizienten Renovierung. Hierbei wurden Wärmedämmmaßnahmen durchgeführt, Fenster ausgetauscht sowie das Heizsystem und die Dampferzeugung gemessen und optimiert.

Weiterhin wurden eine zentrale Wärmeversorgung mit zwei Holzpelletkesseln sowie eine mit Biogas arbeitende Kraftwärmekopplungsanlage installiert, die 95 % der Wärmeversorgung und 100 % der Stromversorgung des Klosters abdeckt.

Im Jahr 2010 wurde die Biogasanlage in Betrieb genommen, die 250 kW Elektroenergie liefert und so viel Wärme produziert, dass im Sommer die Wärme- und Warmwasserversorgung vollständig ohne Hackschnitzel oder Heizöl erfolgen kann. Sie produziert ca. 250 % des Stromes, den wir selbst verbrauchen. Seit April 2023 wird der Strom überwiegend selber verbraucht und aus finanziellen Gründen nicht mehr über das EEG vergütet. Der Rest wird als grüner Strom über die Stadtwerke Fürstenfeldbruck und die Lechwerke Augsburg verkauft.

Im Jahre 2012 wurde ein zweites Blockheizkraftwerk (BHKW) (250 kWel) installiert, so dass nun insgesamt 500 kWel bereit stehen. Die Wärmeversorgung erfolgt so zu über 95 % über Hackschnitzel (50 %) und Abwärme des BHKWs (ca. 45 %). Heizöl (5 %) kommt nur bei Wartungsarbeiten oder während eines großen Kälteeinbruchs zum Einsatz.

Für die Spitzenlasten an Strom, zwischen ca. 9 Uhr bis 17 Uhr, wurde auf den Dächern der Landwirtschaft eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 340 kWp installiert. Der Strom aus der Anlage wird ausschließlich zum Eigenverbrauch im eigenen Netz genutzt.

Drei Elektroautos für den Nahverkehr werden im Car-Sharing-Betrieb im Haus genutzt. Zwei Elektrotankstellen am Hofladen ermöglichen einen Ladevorgang für Gäste.

Die neue Energieversorgung der Erzabtei St. Ottilien ist bei einem Wettbewerb der Europäischen Kommission nominiert worden. Aus 300 Bewerbern ist die Erzabtei unter die ersten drei gekommen. Der Modellcharakter für die Energieversorgung eines ganzen Dorfes mit den vor Ort vorhanden Ressourcen Gülle, Gras, Mais und Holz war entscheidend.

Tipps

  • Dieses Projekt kann als Grundkonzept für andere Dörfer dienen, in denen Gebäude zu heizen sind, die teilweise unter Denkmalschutz stehen. Die Modernisierung von Gebäuden sorgt für erhebliche Einsparungen von Heizöl oder Gas. Um eine Überdimensionierung zu vermeiden, ist es wichtig, bei den Kalkulationen vom niedrigeren Energieverbrauch nach Durchführung der Dämmmaßnahmen auszugehen.

Auszeichnungen

  • 04/2011: ManagEnergy Local Energy Action Award

    verliehen von: Europäische Kommission

Beispiel gemeldet: 07/2011

zuletzt aktualisiert: 02/2024