Geothermieheizwerk Unterföhring

Mit Hilfe von vier tiefengeothermischen Bohrungen versorgt GEOVOL ganz Unterföhrig mit klimafreundlicher Fernwärme.
Projektträger: GEOVOL Unterföhring GmbH

Beschreibung

Auslöser

2005 formulierte der Landkreis München langfristige Ziele für eine nachhaltige Energieversorgung in der Region. Die 29 Kommunen des Kreises trugen das Konzept mit und verpflichteten sich, ihren Teil zur Realisierung der Pläne beizutragen. Die Gemeinde Unterföhring setzte insbesondere auf die Nutzung der Geothermie – auch weil Erdwärme-Projekte in Pullach und Unterschleißheim um das Jahr 2003 vielversprechend gestartet waren. 2005 beschloss der Gemeinderat deshalb, sich die Aufsuchungsrechte zu sichern, um die geothermische Wärme nutzen zu können.Zur Umsetzung des Vorhabens wurde 2007 die Gemeindetochter GEOVOL Unterföhring GmbH gegründet.

Durchführung

Das Geothermieheizwerk Unterföhring ist das bislang einzige Erdwärmeheizwerk in Deutschland, das während des Betriebs durch eine zweite geothermische Doppelbohrung (Dublette) erweitert wurde. Die Anlage verfügt über eine installierte geothermische Leistung von 22 Megawatt und ist damit eines der leistungsstärksten Geothermieheizwerke in Deutschland. Es versorgt rund 3.200 Haushalte sowie 55 gewerbliche Kunden in der oberbayerischen Gemeinde mit Fernwärme (Stand 2020).

Die erste Dublette wurde im Frühjahr 2009 niedergebracht. Bereits Ende 2009 konnte die geothermische Fernwärmeversorgung aufgenommen werden. 2014 wurde die bestehende Dublette durch eine weitere Doppelbohrung ergänzt und so die geothermische Leistung der Anlage von 10 MW auf 22 MW gesteigert. Die maximale Bohrtiefe der Bohrungen betrug rund 2.500 Meter. Die Schüttung der beiden Förderbohrungen liegt bei 85 l/s bzw. 90 l/s. Die Wassertemperatur beträgt 87 °C bzw. 93 °C. Anfang 2016 wurde die von der zweiten Dublette gespeiste neue Energiezentrale in Betrieb genommen und damit die Anlage vervolständigt. Die in den beiden Energiezentralen installierten Redudanz- und Spitzenlastkessel verfügen über eine Leistung von über 40 MW.

Der Wärmeabsatz beträgt aktuell 60.000 Megawattstunden geothermische Wärme. Eine Besonderheit der Wärmeversorgung in Unterföhring ist, dass das Fernwärmenetz aus zwei Netzen mit jeweils eigenen Energiezentralen besteht: Das „Nordnetz“ wird durch die Energiezentrale I gespeist, das Netz für den Süden der Gemeinde wird von der 2016 errichteten Energiezentrale II versorgt. Beide Netze sind allerdings durch einen Wärmetauscher verbunden, so dass Wärme zwischen den beiden Netzen „verschoben“ werden kann. Aufgrund der unterschiedlichen Abnehmerstrukturen hat diese Netzarchitektur Vorteile: Während das eine Netz mehr private Abnehmer hat, wird mit dem anderen mehr Gewerbe versorgt. Dadurch entstehen Leistungsspitzen zu unterschiedlichen Tageszeiten, die mit dem jeweils anderen Netz gut abgepuffert werden können. Das erhöht nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern führt auch dazu, dass sich die Betriebszeiten der fossil betriebenen Spitzenlastkessel sehr stark reduzieren lassen. Um den Wärmeüberschuss im Sommer zu nutzen, hat GEOVOL sein Geschäftsfeld um die Lieferung von Kälte erweitert. Hierzu werden direkt beim Kunden Ad- oder Absorptionskältemaschinen installiert, die geothermische Fernwärme in Kälte zur Raumklimatisierung umwandeln können. Ein großer Bürokomplex von ProSiebenSat1 wird bereits seit 2015 über eine geothermisch betriebene Kälteanlage mit Raumkälte versorgt. Seit 2019 wird die örtliche VHS im Sommer geothermisch gekühlt.

Das Fernwärmenetz der GEOVOL Unterföhring GmbH ist knapp 40 Kilomter lang und erschließt inzwischen fast ganz Unterföhring. Es gibt keinen Anschlusszwang. Dennoch sind die Anschlussquoten, die GEOVOL erreicht, sehr hoch: Im Bestand liegen sie bei durchschnittlich 70 bis 80 Prozent, im Neubau bislang bei 100 Prozent.

Tipps

  • Gute Öffentlichkeitsarbeit machen: Regelmäßig und transparent informieren, Kontakt mit der Bevölkerung suchen (z. B. Feste), Präsenz im Gemeindeleben zeigen
  • Langfristig denken und mit Reserven planen, um den dann doch stetig wachsenden Entwicklungen und Anforderungen gerecht werden zu können.

Beispiel gemeldet: 03/2011

zuletzt aktualisiert: 12/2021